Max Verstappen wunderte sich selbst, sein Teamchef freute sich diebisch über eine gewonnene Wette und 500 Euro. Nach nur mäßigen Trainingsleistungen zuvor raste der Saison-Dominator in der Flutlicht-Qualifikation zum letzten Rennen dieses Jahres in der Formel 1 auf die Pole.
«Sehr seltsam», stellte Verstappen auf dem Yas Marina Circuit leicht irritiert, aber sehr erfreut fest: «Was für eine Wende!»
Mit einem Grinsen nahm er vom ehemaligen argentinischen Nationalspieler und Manchester-City-Torjäger Sergio Agüero das Präsent für die Pole beim Großen Preis von Abu Dhabi entgegen. 2020, 2021 und 2022 hatte Verstappen schon den besten Startplatz auf dem Kurs in den Vereinigten Arabischen Emiraten geholt. In dieser Saison ist es seine 12., in seiner Karriere die 32. Der finalen Krönung eines herausragenden Rekordjahres mit bisher 18 Siegen in 21 Rennen steht damit an diesem Sonntag wenig im Weg.
Gewinnt Verstappen dort, wo er 2021 mit dem Sieg in einer hochdramatischen letzten Runde seinen ersten von mittlerweile drei WM-Titeln einfuhr, kommt er auf 54 Grand-Prix-Erfolge. Er würde damit den deutschen Ex-Piloten Sebastian Vettel überholen und wäre alleiniger Dritter in der ewigen Bestenliste. Mehr Siege holten nur der in der Qualifikation frühzeitig ausgeschiedene Lewis Hamilton von Mercedes (103) und Ex-Pilot Michael Schumacher (91).
Deutscher in den Top Ten
Zweiter im letzten Qualifying 2023 wurde Charles Leclerc aus Monaco im Ferrari, auf Rang drei kam Oscar Piastri aus Australien im McLaren. In die Top Ten schaffte es als Achter auch Nico Hülkenberg im Haas.
Als es losging, blieb allerdings erstmal alles ruhig. Am Freitag zur ähnlichen Trainingszeit drängelten sie sich noch in der Boxengasse, Verstappen schob sich sogar im engen Tunnel zum Kurs an Hamilton vorbei. Der Niederländer ergriff dann auch im Qualifying mit die Initiative und fuhr nach rund drei Warte-Minuten auf die Strecke.
So richtig zufrieden war er mit seinem Erfolgsauto zuvor nicht gewesen bei den Übungsrunden. Doch Verstappen wäre nicht Verstappen und Red Bull nicht Red Bull, wenn sie das nicht wieder zurechtrücken würden.
Er fuhr schon im ersten Abschnitt die schnellste Runde. Die Änderungen nach den Freien Trainings hatten sich ausgezahlt. Teamchef Christian Horner hatte eh auf seinen Starpiloten gesetzt, Motorsportberater Helmut Marko dagegen. «Es ist besser, nicht gegen mich zu wetten», sagte Verstappen danach süffisant.
Rekordweltmeister abgeschlagen
Es zeichnete sich zunächst ab, dass es eng zugehen könnte. Verstappens Teamkollege, Vizeweltmeister Sergio Pérez – am Ende nur Neunter – lag nach dem ersten Abschnitt nur 49 Tausendstelsekunden hinter dem Niederländer. Die Top Ten waren unter 0,3 Sekunden auseinander. Für Carlos Sainz, der einzige der in diesem Jahr ein Rennen gewinnen konnte und nicht in einem Red Bull sitzt, war das Qualifying allerdings früh vorbei. Er scheiterte als 16.
Vorn gab auch im zweiten Durchgang Verstappen das Tempo vor. Dafür erwischte es Hamilton, der schon in den Übungseinheiten nicht wirklich auf Touren gekommen war. Nur Platz elf für den 38 Jahre alten Rekordweltmeister, der nun womöglich seine zweite Saison nacheinander sieglos bleiben wird.
«Da ist etwas nicht in Ordnung mit dem Auto», funkte er an die Box am Samstag. Es könnte aber auch für das ganze Jahr mit dem wieder schwarz lackierten Silberpfeil gelten. Für Mercedes geht es im Finale immerhin noch um den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung, der deutlich mehr Geld bringt als Rang drei. Auf dem liegt mit vier Punkten Rückstand Ferrari. Verstappen hätte beide im Alleingang geschlagen. Ein Sieg zum Abschluss wäre ein weiterer Beleg seiner haushohen Überlegenheit.
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