Max Verstappen wollte von Sorgen um ein Scheitern seiner Titelmission nichts wissen. «Wir bleiben als Team sehr stark, reagieren nicht über, analysieren das Rennen und machen einfach weiter», sagte der niederländische Red-Bull-Star nach Platz sechs beim Großen Preis von Monaco. Nach dem nächsten schwachen Auftritt seines zickenden Autos hat der 26 Jahre alte Weltmeister aber allen Grund alarmiert zu sein: Ferrari und McLaren holen merklich auf und sorgen nach mehr als zwei Jahren erdrückender Verstappen-Dominanz für einen neuen Dreikampf in der Formel 1.
«Es war ein Wochenende zum Vergessen, aber auch eins, bei dem wir viel lernen können», bilanzierte der dreimalige Champion Verstappen. Während er grübelte, sprang Sieger Charles Leclerc von Ferrari vor Freude ins Hafenbecken seiner Heimatstadt und feierte die ganze Nacht einen Triumph, von dem er schon lange träumte. Mehr aber auch nicht.
«Ich denke nicht an die WM, es ist viel zu früh in der Saison», sagte der 26-Jährige nach dem emotionalen Erfolg, der ihn noch im Cockpit zu Tränen rührte. Erstmals seit fast zwei Jahren gewann der Monegasse ausgerechnet im Fürstentum wieder und liegt als ärgster Verfolger Verstappens mit nur noch 31 Punkten Rückstand auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung.
Neues Selbstbewusstsein bei McLaren
Doch Leclerc ist nicht Verstappens einziges Problem – und wahrscheinlich auch nicht das größte. Vor allem das junge McLaren-Duo Oscar Piastri (23) und Lando Norris (24) ist auf dem besten Weg, die lange große Lücke zu den mehr als zwei Jahre so überlegenen Red Bull zu schließen. «Wir können selbstbewusst sein, egal wo wir fahren», sagte der Australier Piastri. Siege seien für sie jetzt auf jeder Strecke möglich. Piastri wurde in Monaco schon Zweiter, der Brite Norris Vierter, in der WM liegen sie auf den Plätzen sechs und drei. Vieles spricht dafür, dass sie Verstappen auch in zwei Wochen in Kanada jagen werden.
«Es wird auch nicht unser bestes Wochenende werden», sagte Verstappen mit Blick auf den nächsten Kurs in Montréal. Randsteine und Bodenwellen bringen seinen Boliden immer wieder aus der Balance, diese gibt es auch auf der Piste auf der Île Notre-Dame genug. «Das Auto muss sich ändern, es muss fahrbarer und flexibler werden», sagte TV-Experte Ralf Schumacher bei Sky. So wie bei McLaren, die ihren Wagen sehr verbessert haben. «Sie haben noch etwas vor sich, der Fisch ist noch nicht geputzt für dieses Jahr», sagte Schumacher. Demnach muss sich Red Bull im Titelkampf dringend steigern.
Verstappen ist (noch) in keiner Krise
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich aus Rennen in Monaco nur schwer Rückschlüsse auf andere Kurse ziehen lassen. Zu langsam wird auf dem engen Stadtkurs gefahren, es kommt eher auf die Mechanik als auf die Aerodynamik an. Zudem befindet sich Verstappen auch noch in keiner Krise, nach fünf Siegen aus acht Rennen ist er weiterhin der erfolgreichste Fahrer. Nur eben nicht mehr so dominant wie im Vorjahr, als er schon sechs Rennen vor Schluss nicht mehr einzuholen war – so wie zuvor nur Michael Schumacher.
«Eine Saison wie letztes Jahr kommt nicht oft vor und wir sind realistisch», sagte Verstappen. Es gehe nun darum, die Gründe für die Probleme zu verstehen. «Wenn wir das in den Griff bekommen, werden wir sofort viel Rundenzeit gewinnen», sagte der Titelverteidiger. Im Kampf um die Konstrukteurs-WM wog in Monaco auch der Ausfall des Mexikaners Sergio Pérez schwer. Unverschuldet schied er nach einem schweren Unfall in Runde eins aus.
Während McLaren und Ferrari ihr Auto im Saisonverlauf schon punktuell verbessert haben, hat Red Bull noch keine entscheidenden Upgrades verbaut. Wenn das passiert, ist davon auszugehen, dass sich der Wagen verbessert. Und auch in Monaco war Verstappen schon schneller als einige Gegner, zwischen den engen Leitplanken war das Überholen allerdings unmöglich und er kam auf dem Platz ins Ziel, auf dem er gestartet war.
Vasseur: Hoffnung auf Dreikampf bis zum Ende
«Es sieht aus, als ob wir jedes Wochenende stärker und stärker werden», sagte Ferrari-Fahrer Carlos Sainz. Der Spanier wurde in Monaco Dritter und hat auch schonen einen Saisonsieg auf dem Konto. «Red Bull sind immer noch die Favoriten, aber sie werden nicht mehr so dominieren wie in der Vergangenheit, das ist gut für die Meisterschaft», sagte Sainz, der sein Cockpit bei der Scuderia im kommenden Jahr für Lewis Hamilton räumen muss.
Für Leclerc soll sein erster Sieg seit Juli 2022 derweil auch emotional ein Wendepunkt sein. «Ich bin überzeugt, dass das ein Meilenstein in seiner Karriere ist. Er wird jetzt noch stärker sein», sagte Ferraris Teamchef Fred Vasseur, der gemeinsam mit seinem Nummer-eins-Fahrer ins Hafenbecken sprang. «Es ist ein tolles Gefühl, dass wir wieder im Kampf ganz vorn dabei sein», sagte Vasseur: «Jetzt sind endlich wieder drei Teams ganz vorn. Ich hoffe, dass es in der Meisterschaft bis zum Ende so weitergeht.»
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