23. November 2024

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Formel 1 als «große Liebe»: Schafft Schumacher die Rückkehr?

Auf dem Transfermarkt der Formel 1 passiert viel. Noch viele Cockpits sind für das kommende Jahr nicht vergeben. Das lässt auch Mick Schumacher wieder hoffen.

Endlich muss sich Nico Hülkenberg mal nicht über Monate mit Sorgen um einen neuen Vertrag herumplagen. «Zum ersten Mal in meiner Karriere ist es für mich ganz angenehm, dass ich irgendwie abgesichert bin und weiß, wo meine Zukunft liegt», sagte der derzeit einzige deutsche Formel-1-Pilot in Montreal.

Damit ist der 36-Jährige in einer komfortablen Situation, denn der Fahrermarkt ist so stark in Bewegung wie lange nicht. Es gibt noch einige freie Plätze für das kommende Jahr – und plötzlich hat auch Mick Schumacher wieder mehr Chancen auf eine Rückkehr in die Motorsport-Königsklasse.

«Ich kann mir das alles mal aus der Ferne ansehen», sagt Hülkenberg, der ab dem kommenden Jahr bei Sauber fährt und sich noch viele Jahre hinter dem Steuer sieht. Ausgerechnet er hatte Schumacher vor anderthalb Jahren das Cockpit beim US-Rennstall Haas weggeschnappt. Der 25-Jährige ist seitdem Ersatzfahrer bei Mercedes und in diesem Jahr erstmals in der Langstrecken-WM unterwegs. Für Alpine ist Schumacher Mitte Juni auch beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans dabei und kann sich für mehr empfehlen. Denn beim Formel-1-Team der Franzosen ist mindestens ein Sitz für die kommende Saison frei.

So viele freie Cockpits wie lange nicht

«Ich bin sehr happy mit Mick, er ist superschnell», sagte Alpine-Teamchef Bruno Famin kürzlich bei Sky. «Ich bin sehr beeindruckt von ihm, denn er hat vom ersten Tag seine Einstellung angepasst an die Langstreckenrennen. Er pflegt einen sehr guten Umgang mit seinen Teamkollegen. Es wäre ein Fehler, Mick nicht auf der Liste zu haben.»

Für 2025 spreche derzeit jeder mit jedem. Da der Franzose Esteban Ocon und Alpine nach diesem Jahr getrennte Wege gehen und auch die Zukunft von Landsmann Pierre Gasly nicht gesichert ist, könnte das Schumachers große Möglichkeit auf ein Comeback sein.

Sowieso gibt es aktuell einige ungeklärte Fahrerfragen. Wer wird der Nachfolger von Lewis Hamilton, der von Mercedes zu Ferrari wechselt? Wer fährt bei Williams und Aston Martin? Wer ersetzt Hülkenberg bei Haas und wohin geht Carlos Sainz, der keinen Platz mehr bei Ferrari hat? Neu geklärt wurde in dieser Woche lediglich, dass der Mexikaner Sergio Pérez bis 2026 neben Weltmeister Max Verstappen bei Branchenführer Red Bull bleibt.

«Es ist wirklich spannend. Niemand weiß, wer wohin geht. Das passiert alles erst tröpfchenweise», sagte Rekordweltmeister Hamilton vor dem Rennen am Sonntag (20.00 Uhr/Sky) in Kanada. Auch der 39-Jährige gehört zu denen, die sich keine Sorgen machen müssen, mit seinem spektakulären Wechsel zu Ferrari hatte er das Transfergeschehen früh im Jahr in Gang gebracht. «Ich fühle mich sehr glücklich, dass alles klar ist», sagte er.

Ralf Schumacher ärgert sich über «sinnlose Seitenhiebe»

Im Gegensatz zu Hamilton und Hülkenberg ist Schumacher nirgendwo erste Wahl. Der ehemalige Haas-Teamchef Günther Steiner, der in der gemeinsamen Zeit 2021 und 2022 nachweislich kein gutes Verhältnis zum deutschen Rennfahrer hatte, riet Alpine zudem von einer Verpflichtung ab. «Im Moment nicht, nein. Ich denke, dass Alpine den besten Fahrer braucht, den es da draußen gibt», antwortete Steiner auf eine Podcast-Frage, ob Alpine über ein Engagement Schumachers nachdenken sollte.

Die «sinnlosen Seitenhiebe» gegen seinen Neffen Mick seien völlig unnötig, konterte TV-Experte Ralf Schumacher in einem Instagram-Video «Ich weiß nicht, ob er bei dieser Beurteilung der Beste ist», sagte der ehemalige Rennfahrer, der dem Sohn seines Bruders Michael die Rückkehr zutraut. Ähnliches sagte zuvor auch schon Timo Glock zu einer Chance bei Williams, sollte sich das Team noch vor Saisonende vom Amerikaner Logan Sargeant trennen. «Er wäre sofort verfügbar und will zeigen, dass er hierhin gehört. Es wäre eine tolle Chance für Mick», sagte Glock.

Schumacher ist durch seine Doppelrolle als Ersatzmann bei den Silberpfeilen und Pilot im Hypercar von Alpine noch oft im Fahrerlager der Formel 1. Nur wenige Rennwochenenden, so wie das kommende in Kanada, verpasst er. Das hilft, in Kontakt zu bleiben und Gespräche zu führen. Trotzdem ist der ehemalige Formel-2-Meister davon abhängig, was andere machen.

Erst nach und nach werden sich die freien Plätze für 2025 füllen, Geduld und auch Glück sind gefragt. Sollte Schumacher allerdings erneut leer ausgehen und das dritte Jahr nacheinander ohne Vertrag als Stammfahrer bleiben, wird es immer schwieriger für den Sohn des Rekordweltmeisters. Absehbar dürfte es dann nicht mehr so viele Chancen auf eines der begehrten 20 Cockpits geben. «Natürlich ist die Formel 1 weiterhin der große Traum und die große Liebe», hatte Schumacher schon vor dem Saisonstart gesagt.

Von Thomas Wolfer, dpa