25. November 2024

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Hamiltons Schmerzen: Aufstand gegen Hoppel-Autos droht

In der Formel 1 begehren die Fahrer gegen die Hoppel-Autos auf. Die Piloten sorgen sich um ihre Gesundheit und fürchten sogar schwere Zwischenfälle. Lewis Hamilton droht sogar eine Zwangspause.

Unter größten Schmerzen quälte sich Lewis Hamilton aus seinem Silberpfeil. Der Rücken, der Kopf, fast alles tat dem Formel-1-Superstar nach der Baku-Tortur im wild hoppelnden Mercedes weh.

Prompt sorgte sich Teamchef Toto Wolff, ob der 37-Jährige am Wochenende beim nächsten Rennen in Kanada starten kann. «Definitiv» sei eine Zwangspause für Hamilton möglich. Die ständigen Schläge im Cockpit, unter denen viele Piloten in den neuen Autos leiden, machen dem Briten wohl am meisten zu schaffen. «Das geht echt tief auf die Wirbelsäule und das hat Folgen», sagte Wolff, der einen Aufstand der Fahrer gegen das technische Regelwerk für möglich hält.

Hamilton beißt auf die Zähne

«Die Fahrer haben die Köpfe zusammengesteckt und bis auf einen alle gesagt, dass es ein Problem ist», sagte der Mercedes-Boss. Nur Veteran Fernando Alonso macht sich demnach nichts aus dem heftigen Rütteln der neuen Boliden. Hamilton dagegen ließ wissen, er habe es in Baku nur ins Ziel geschafft, weil er «auf die Zähne gebissen» habe und ihm das Adrenalin half. Er könne seine Schmerzen kaum erklären. «Am Ende betet man nur noch, dass es zu Ende ist», sagte er.

Teamkollege George Russell warnte als Sprecher der Fahrergewerkschaft bereits: «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir einen schweren Zwischenfall sehen werden.» Viele Piloten könnten ihre Autos auf unebenen Strecken nur mit Mühe auf einer geraden Linie halten. Hamilton sagte: «So oft wäre ich beinah in die Mauer gefahren.»

Das technische Problem des Hoppelns entsteht durch die zu dieser Saison stark veränderten Fahrzeuge. Bei hoher Geschwindigkeit werden die Autos auf den Geraden so auf den Boden gepresst, bis diese kurz den Asphalt berühren und so wieder hoch gedrückt werden. Die Fahrer werden dabei immer wieder heftig durchgerüttelt.

«Ich brauche heute Abend jemanden, der mich massiert. Mein Rücken tut echt weh», sagte Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly nach dem Ritt durch Baku. Auch McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo mahnte: «Wir müssen das wirklich angehen, dieses Problem, denn es ist wirklich schmerzhaft.»

Heiße «Hoppel-Debatte»

Schon seit den Testfahrten vor dem Saisonstart lodert die Debatte um das Hoppeln. Einem Bericht des Fachmagazins «Autosport» zufolge konnten sich die Teams im Vorjahr nicht auf technische Gegenmaßnahmen wie eine Mindestmaß an Bodenfreiheit einigen. Und auch jetzt legen die Rennställe ihre Autos möglichst tief, obwohl dies das Hoppeln fördert, weil sie ansonsten deutlich an Leistung einbüßen würden.

«Natürlich ist es eine Herausforderung für die Fahrer. Aber ich denke, die Autos sind immer noch ziemlich bequem zu fahren», befand Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Scuderia-Pilot Carlos Sainz indes sorgt sich um seine Gesundheit. «Wir sollten darüber nachdenken, welchen Preis ein Fahrer in seiner Karriere bezahlen muss», sagte der Spanier. Dass Sainz und Teamkollege Charles Leclerc wegen ihrer Technik-Pannen in Baku früh Feierabend hatten, schonte immerhin den Rücken der beiden Ferrari-Fahrer.

Startet Hamilton beim Kanada-GP?

Mercedes-Pilot Hamilton dagegen litt 51 Runden lang und flehte am Boxenfunk: «Mein Rücken bringt mich um. Lasst uns bitte etwas verändern, okay?» Für die kommenden Tage kündigte der siebenmalige Weltmeister einige Diskussionen in der Rennfabrik des Teams an. Seine Physiotherapeutin Angela Cullen wird wohl Überstunden mit Massagen und Akupunktur für Hamilton machen müssen. Zudem setzt er auf eine Kältetherapie, um Langzeitschäden zu mindern.

Im schlimmsten Fall muss Sir Lewis auf die Reise zum neunten Saisonlauf in Montreal am Sonntag (20.00 Uhr/Sky) verzichten. «Die Lösung könnte sein, jemanden in Reserve zu halten, was wir ohnehin bei jedem Rennen haben, damit wir sicher sind, dass unsere Autos fahren», sagte Teamchef Wolff. Die Ersatzpiloten bei Mercedes sind der Belgier Stoffel Vandoorne und der Niederländer Nyck de Vries.

Von Christian Hollmann, dpa