24. November 2024

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Comeback schon Option? Vettel «kann nichts ausschließen»

Für Sebastian Vettel ist Ende dieses Jahres in der Formel 1 Schluss. Aber hat der Rücktritt des viermaligen Weltmeisters auch Bestand? Vettel weiß nicht, wie er «in ein, zwei Jahren» tickt.

Wird Sebastian Vettel rückfällig? Der viermalige Weltmeister ist zwar nur noch zwei Grand Prix von seinem Karriereende in der Formel 1 entfernt. Ein Comeback spielt in seinen Überlegungen aber zumindest eine Rolle.

«Ich glaube, in dem Moment, wo man zurücktritt, tritt man zurück», sagte Vettel dem TV-Sender RTL im Interview vor dem Großen Preis in São Paulo an diesem Sonntag (19.00 Uhr). «Aber man kann ja nichts ausschließen.»

Natürlich kann das Vettel nicht. Warum sollte er auch? Diese offenen Aussagen beflügeln aber natürlich die Fantasie seiner Fans, dass aus einem Rücktritt nur eine Auszeit werden könnte. Es gibt schließlich den einen oder anderen ehemaligen Formel-1-Weltmeister, der aus dem Ruhestand zurückgekehrt ist. Michael Schumacher natürlich. Oder Niki Lauda, der nach seinem Comeback sogar 1984 nochmals Weltmeister wurde. Oder Alain Prost, der sich aber 1992 nur eine Auszeit nahm, um ein Jahr später im starken Williams seine Karriere mit der vierten WM-Trophäe tatsächlich zu beenden.

Rosberg startet nach F1-Karriere ein «neues Leben»

Es gibt aber ebenso Gegenbeispiele. Das Motto: Schluss und aus. «Das war für mich abgehakt», sagte Nico Rosberg über seine Formel-1-Zeit. «Ich habe meine Karriere mit dem Weltmeistertitel gekrönt, so wie ich es mir gewünscht hatte.» Er habe sich daher «absolut null» Gedanken über eine Rückkehr gemacht.

Ausgezehrt vom WM-Kampf und Psycho-Duell gegen seinen damaligen Teamkollegen Lewis Hamilton hatte Mercedes-Pilot Rosberg nach seinem Triumph 2016 völlig überraschend seine Karriere beendet. Der Sohn von 1982er-Weltmeister Keke Rosberg hat anschließend ein neues Leben als Unternehmer gefunden. Er hat unter anderem in Startups investiert und das Greentech Festival für Innovationen und Nachhaltigkeit mitbegründet.

«Ich bin mir bewusst, dass der zweite Schritt in das Leben nach dem Sport viel schwieriger ist», räumte Vettel zuletzt im «Spiegel» ein. Was er mit der beruflich neu gewonnenen Zeit künftig machen wird, weiß er selber noch nicht genau. Klar ist, dass er sein Engagement für Menschenrechte und Klimaschutz verstärken will.

Seinen Abschied aus der Formel 1 hat Vettel als Entfremdungsprozess beschrieben. «Ich habe mich in den letzten Jahren ja selber gefragt, wie ich mit der Tatsache umgehe, dass ich nach Japan, Brasilien oder Abu Dhabi fliege und Ressourcen verbrauche. Das konnte ich als Formel-1-Fahrer aber nicht ändern», erzählte er. «Und so bin ich immer mehr in einen Zwiespalt geraten, zwischen dem, was ich für Ansichten und Werte vertrete, und dem, was ich mache. Das passt nicht zusammen.»

Vettel zwischen Werten und Realität

Entscheidungsverstärker für Vettel war auch, dass er im Titelkampf keine Rolle mehr spielt. 2017 und 2018 scheiterte er im Ferrari noch an Hamilton. Als sein Vertrag bei der Scuderia 2020 auslief, dachte Vettel schon einmal an Rücktritt, entschied sich aber noch einmal für einen Wechsel zu Aston Martin. Ist danach also auf Dauer Schluss?

«Keine Ahnung, wie ich in ein, zwei Jahren ticke. Was das Körperliche angeht, betreibe ich eine Sportart, in die man nach zwei Jahren Pause noch gut zurückkehren könnte. Ich wünsche mir allerdings, dass ich auch in zwei Jahren noch sage: ‚Nein danke, ich brauche das Rennfahren nicht mehr’», sagte Vettel im selbstbeschwörenden Ton.

Auch Schumacher trat einmal ab. 2006 verabschiedete er sich erschöpft mit 37 Jahren als WM-Zweiter. Vier Jahre später war er bei Mercedes zurück. «Mein alter Rennfahrer-Hunger ist wieder erwacht», sagte Schumacher damals. Mit seiner Entwicklungsarbeit über drei Jahre legte Vettels Idol den Grundstein für die späteren Serientitel der Silberpfeile.

«Ich glaube, jeder ist anders. Jeder hat ja ein anderes Leben und geht seinen eigenen Weg. Vielleicht gibt es hier und da gewisse Parallelen, aber ich glaube, ich kann die Frage in dem Sinne nicht beantworten», meinte Vettel zu einer möglichen Parallele zu Schumacher. «Heute kann ich sie beantworten mit ‚Nein‘, aber vielleicht denke ich nächstes Jahr oder in zwei Jahren ganz anders darüber nach. Das wird die Zeit zeigen.»

Was bringt die Zukunft in der Formel 1?

Für den einstigen Vollblutrennfahrer wird entscheidend sein, wie er sein neues Leben ausfüllen kann, das seit seinem siebten Lebensjahr von Rennkalendern strukturiert wurde. Und wenn Vettels Projekte nicht Herausforderung genug sein sollten: Was könnte ihm später noch die Formel 1 bieten?

Wettkampf, Aufmerksamkeit – und ab 2026 ein grüneres Motorenreglement. Im selben Jahr steigt in Audi außerdem ein deutsches Werksteam in die Formel 1 ein. Das wäre eine Comeback-Geschichte. Aber alles Spekulation. «Wenn man etwas gerne gemacht hat, darf man daran auch hängen», befand Vettel. «Ich möchte aber den anderen Weg gehen, mich lösen und feststellen: Es gibt genug andere spannende Dinge, ich schaffe es, die nächste Tür aufzumachen und dort mein Glück zu finden.»

Martin Moravec, dpa