Das Autoland Deutschland hat das Interesse an der Formel 1 verloren. In der Republik ohne Tempolimit und mit der größten Auto-Fabrik der Welt findet sich kein Sender, der vier Rennen der Motorsport-Serie im frei empfangbaren Fernsehen übertragen will.
Vergeblich sucht der Bezahlsender Sky seit Monaten einen TV-Partner, um Vertragsauflagen erfüllen zu können. Auch vor dem Großen Preis von Australien am Sonntag in Melbourne, dem dritten Rennen der Saison, zeichnet sich keine Lösung ab.
«Inwieweit wir wieder eine Partnerschaft mit einem Free-TV-Partner eingehen, ist offen«, teilte Sky in dieser Woche auf Anfrage mit. «Wir haben in jedem Fall mehrere Optionen, einzelne Rennen Free to Air zu zeigen. Neuigkeiten hierzu werden wir rechtzeitig bekannt geben.»
Es ist noch nicht so lange her, dass sich die Formel 1 beim Verkauf der Medienrechte in Deutschland über rege Nachfrage und preistreibende Konkurrenz freuen durfte. So hatte Sky sich im Wettbieten gegen RTL durchgesetzt und zeigt nun im dritten Jahr alle Rennen hinter der Bezahlschranke.
RTL will nicht mehr
Den Passus im Vertrag mit der Formel 1, demzufolge vier Rennen frei empfangbar sein müssen, erfüllte der Pay-TV-Anbieter zuletzt zweimal über den Verkauf einer Sub-Lizenz an RTL. Doch der Kölner Sender, über Jahrzehnte die TV-Heimat für Motorsport-Fans, will nicht mehr und hat im Januar einen erneuten Deal abgesagt.
ARD und ZDF haben ebenfalls kein Interesse. Und auch die ProSiebenSat.1-Gruppe beschäftigt sich nicht mehr mit dem Thema Formel 1, wie Sprecher Christoph Körfer bestätigte: «ProSieben zeigt die Formel E und die DTM. Mehr Motorsport ist aktuell nicht geplant.»
Für die großen Sender ist die Formel 1 nicht mehr attraktiv, weil die Quoten rasant gesunken sind. Die Zeiten, als mehr als zehn Millionen Deutsche am TV Michael Schumacher bei seinen Fahrten zugeschaut haben, liegen schon viele Jahre zurück. 2020 hatte RTL immerhin noch einen Durchschnitt von fast vier Millionen Zuschauern. Im vergangenen Jahr waren es bei den vier Rennen nur noch 2,53 Millionen.
Deutsche Stars fehlen
«Es fehlen die großen deutschen Fahrer und Stars, auch der Name Schumacher allein reicht dann eben nicht aus», sagte der Medienexperte Thomas Horky von der Macromedia Universität in Hamburg zur abgelaufenen Saison. Durch den Abschied des viermaligen Weltmeisters Sebastian Vettel und das Aus von Mick Schumacher als Stammpilot ist es nicht besser geworden. Einziger deutscher Fahrer ist derzeit der mäßig erfolgreiche Nico Hülkenberg.
Für Sky hat sich der Rechteeinkauf bisher trotzdem gelohnt. In der ersten Saison mit Exklusiv-Rechten wuchs die Zuschauerzahl um 50 Prozent, im vergangenen Jahr noch einmal um 20 Prozent auf knapp eine Million Zuschauer im Schnitt. Jetzt aber sinkt der Zuschauerzuspruch – und es fehlen die erhofften Einnahmen aus dem Verkauf der Sub-Lizenz an einen Free-TV-Sender.
Welche Möglichkeiten hat Sky, die Auflagen der Formel 1 zu erfüllen? Der Pay-TV-Anbieter könnte sein fertiges Signal bei einem kleineren Sender kostenfrei einspeisen lassen und so zumindest Werbung machen. Möglich wären auch frei empfangbare Übertragungen im Internet über die eigene Homepage oder einen Youtube-Kanal. Erst durch den neuen TV-Vertrag, der von 2025 bis 2027 gilt, entfällt die Vier-Rennen-Regel.
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