22. November 2024

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Sehnsucht nach Titel: Mercedes und Ferrari suchen Anschluss

Alles deutet auf einen Durchmarsch von Max Verstappen hin. Kann den Formel-1-Weltmeister in dieser Saison jemand stoppen? Die Konkurrenz flüchtet in Durchhalteparolen.

Was hätte der mächtige Ferrari-Boss John Elkann auch anders sagen sollen, als er kürzlich bei der Aktionärsversammlung sprach. «Unser Ziel ist und bleibt es, den WM-Titel zu gewinnen», sagte der Präsident des italienischen Edel-Autobauers.

Die Sehnsucht nach der Formel-1-Spitze ist bei den Roten aus Maranello groß, Weltmeister waren sie zuletzt aber höchstens im Scheitern. 16 Jahre liegt der letzte Fahrertitel durch Kimi Räikkönen bereits zurück, gegen den dominanten Titelverteidiger Max Verstappen in seinem übermächtigen Red Bull scheint die Scuderia in dieser Saison ebenso wenig Mittel zu haben wie bei Mercedes.

So ganz aufgeben wollen die Traditionsrennställe die Hoffnung aber nicht, immerhin sind gerade drei von 23 Saisonläufen absolviert. Dass sich beim Großen Preis von Aserbaidschan am Sonntag (13.00 Uhr/Sky) etwas am Eindruck ändert, dass sich Champion Verstappen auf dem Weg zu Titel Nummer drei nur selbst schlagen kann, ist jedoch unwahrscheinlich. Der niederländische WM-Spitzenreiter sitzt im besten Auto, gravierende Fehler leistete sich der 25-Jährige bei zwei Siegen und einem zweiten Platz in diesem Jahr nicht.

Russell zuversichtlich

«Wir haben in den letzten zwei, drei Wochen mehr Fortschritte erzielt als während der gesamten Winterpause. Wir gehen also sicherlich in die richtige Richtung», sagte Mercedes-Fahrer George Russell derweil. Das Auto der Silberpfeile war zu Saisonbeginn eine ziemliche Fehlkonstruktion, die schlicht nicht mithalten konnte. Viel Arbeit war daher nötig, ein stärkeres Auto zu konzipieren. Die gut dreiwöchige Pause seit dem Rennen in Australien, bei dem Rekordweltmeister Lewis Hamilton seinen Mercedes auf Platz zwei hinter Verstappen gesteuert hatte, hat das Werksteam laut eigener Aussage genutzt, um voranzukommen.

«Ich denke, wir werden bald einige größere Veränderungen sehen, die dann hoffentlich auch bessere Rundenzeiten zur Folge haben», sagte der Brite Russell. Ob das für den Angriff auf Verstappen reicht? Offen.

Den 25-Jährigen schmerzt es jedenfalls, dass sein Team das zweite Jahr nacheinander hinter Red Bull hinterherhinkt. «Ich schaue mir nicht immer an, was über Mercedes berichtet wird. Aber wir sind natürlich in der Formel 1, um Siege und Titel zu erkämpfen, und das tun wir derzeit einfach nicht», sagte er bei f1.com.

Während das Dauerweltmeisterteam von 2014 bis 2021 zumindest schon einen Podestplatz holte, ging Ferrari bislang ganz leer aus. Vizeweltmeister Charles Leclerc musste zuletzt in Melbourne vorzeitig aus seinem defekten Dienstwagen aussteigen. Gerüchte über einen Abgang des reichlich gefrusteten Monegassen nach dieser Saison machen seit Wochen die Runde, laut des 25-Jährigen entbehren sie aber jeder Grundlage. «Ich liebe Ferrari – und ich will mit Ferrari Rennen gewinnen», sagte der fünfmalige Grand-Prix-Sieger Leclerc.

Anstrengungen in Maranello

Die Nummer eins bei der Scuderia hat den gleichen Traum wie zuvor schon Michael Schumacher, Sebastian Vettel oder Fernando Alonso. Sie alle wollten in Rot zum Titel rasen. Doch nur Schumacher schaffte das und prägte eine Ära, nach dem Kerpener erfüllte niemand mehr die hohen Erwartungen. Auch, weil Ferrari sich oft selbst um Chancen brachte. Ein zu schwaches Auto, fehlende Konstanz, die falsche Taktik oder Fahrfehler: Glück über eine gesamte Saison hatten sie seit dem Triumph Räikkönens 2007 nie mehr.  

«Wir haben in Maranello hart an der Entwicklung des SF-23 gearbeitet», sagte Teamchef Fred Vasseur zu den Anstrengungen der vergangenen Wochen. Auch die Italiener wollen in den kommenden Wochen Verbesserungen an ihr Auto bringen, um die Lücke zu Red Bull zu schließen.

Natürlich waren aber auch diese nicht untätig. «Hoffentlich bringen wir auch ein paar Upgrades und können ganz vorne bleiben», sagte der WM-Zweite Sergio Perez in Baku und bemühte eine alte Rennfahrer-Weisheit: «Was du in der Vergangenheit gemacht hast, spielt keine Rolle.»

Thomas Wolfer, dpa