23. November 2024

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Formel-1-Teams stemmen sich gegen Neuzugänge

Der wirtschaftliche Erfolg der Formel 1 hat das Interesse neuer Teams an einem Startplatz geweckt. Der Weltverband forciert eine Expansion. Doch im Fahrerlager hat sich der Widerstand formiert.

Der Boom der Formel 1 lockt immer mehr Autokonzerne zurück in die Rennserie und löst heftige Verteilungskämpfe um die PS-Milliarden aus.

Die kurz vor dem Monaco-Gastspiel angekündigte Rückkehr von Honda als Motorenlieferant für Aston Martin von 2026 an ist ein weiteres Zeichen für die neue Attraktivität der Motorsport-Königsklasse. Dass der Weltverband Fia bald auch mindestens einem neuen Rennstall die Tür zum Fahrerlager öffnen will, stößt bei den zehn Teams jedoch auf großen Widerstand.

Wie so oft geht es dabei vor allem ums Geld. «Wenn es die Einkünfte der anderen zehn vermindert, dann wäre es ja, als würden Truthähne für Weihnachten stimmen», sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner zur Frage nach seinem Votum. Heißt: Wenn die bestehenden Teams auf einen Teil der wachsenden Einnahmen verzichten sollen, wollen sie dafür satt entschädigt werden. 

Der stärkste unter den bislang bekannten Bewerbern dürfte der Amerikaner Michael Andretti mit dem Projekt der General-Motors-Tochter Cadillac sein. Angekündigt hat sich zudem ein aus der Golfregion alimentiertes Team mit dem Namen Formula Equal, das je zur Hälfte aus Frauen und Männern bestehen soll. Auch in Asien soll es mindestens einen Interessenten für den Neueinstieg in die Formel 1 geben. Mitte Mai lief die Bewerbungsfrist für die Zeit ab 2025 bei der Fia ab, bis Ende Juni soll es eine Entscheidung geben.

Schon sicher ist, dass Audi im Jahr 2026 mit einem eigenen Team starten wird. Dafür übernimmt der Autobauer aber den Sauber-Rennstall, der jetzt als Alfa Romeo in der Formel 1 unterwegs ist. Auch das Engagement von Ford als künftiger Technikpartner von Red Bull von 2026 an und Hondas Comeback bringen zwar mehr Schwergewichte aus der Autobranche in die Rennserie, rütteln jedoch nicht an der aktuellen Ordnung mit zehn Teams.

Laut Grundlagenvertrag zwischen der Formel 1 und der Fia ist Platz für bis zu zwölf Rennställe. Weltverbandschef Mohammed Ben Sulayem forcierte zuletzt die Expansion des Starterfelds und stellte sich vor allem hinter die Andretti-Bewerbung. General Motors sei «nicht irgendjemand, der ein Abenteuer in der Formel 1 haben will. Wir müssen so etwas fördern», sagte der Fia-Präsident.

Formel-1-Chef Stefano Domenicali tritt auf die Bremse. Bei Abschluss des aktuellen Grundlagenvertrags habe «niemand erwartet, dass der Wert dieses Sports so stark steigen würde», sagte der Italiener. Die damals vereinbarten 200 Millionen Dollar als Eintrittsgebühr für jedes neue Team sehen die aktuellen Bosse inzwischen als Schnäppchen. Die Schutzzahlung würde unter den zehn Rennställen verteilt werden und soll ihre Einbußen auffangen, wenn die Vermarktungseinnahmen künftig unter mehr Teilnehmern aufgeteilt würden. 

1,2 Milliarden Dollar schüttete Formel-1-Besitzer Liberty Media zuletzt an die Teams aus, Tendenz deutlich steigend. Die US-Eigentümer haben die Umsätze und den Wert der Serie und ihrer Teams kräftig in die Höhe getrieben. Mit einem kleineren Stück vom Kuchen will sich niemand abfinden. «Es wäre vorteilhaft für uns alle, wenn jeder Neueinsteiger wirklich etwas Neues zur Show beitragen könnte, unser Publikum erweitern oder für die Investition vieler Marketing-Dollars sorgen würde», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Auch sein Haas-Kollege Günther Steiner sorgt sich um die Kassenlage. «Finanziell sind alle stabil. Warum sollten wir das Boot zum Schaukeln bringen, wenn nicht mehr für uns drin ist», sagte der Italiener. Man könne keine Träumer gebrauchen, warnte McLaren-Chef Zak Brown. 

Die erste Entscheidung über Neuzulassungen aber liegt beim Weltverband. Red-Bull-Manager Horner fährt daher noch ein ganz praktisches Argument auf: An Rennstrecken wie Monaco oder Zandvoort sei gar kein Platz für ein elftes Team. «Wo sollen die Motorhomes hin, wo wäre Raum für die Laster? Es wäre einfach eine sehr schwierige Sache, das alles unterzubringen, so wie sich der Sport entwickelt hat», sagte der Chef von Weltmeister Max Verstappen. Beim Klassiker in Monte Carlo könnten die Streitparteien schon an diesem Wochenende nachmessen.

Christian Hollmann, dpa