24. November 2024

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Keine Lust auf Drama: Verstappen lässt Pitt-Show kalt

Brad Pitt schwärmt von den Eindrücken beim Formel-1-Wochenende in Silverstone. Viele Fahrer schwärmten von Brad Pitt. Nur einer nicht so sehr: Max Verstappen. Seine Dominanz ist kein Hollywood-Stoff.

Auch in der Jubellaune über den nächsten Triumph auf dem Weg zum Titel-Hattrick ließ sich Max Verstappen von der Brad-Pitt-Euphorie nicht anstecken.

«Das ist nicht so mein Ding», meinte der 25 Jahre alte Niederländer. Seine erdrückende Dominanz in der echten Formel 1 taugt kaum zum Hollywood-Drama. Mit Red Bull ist er auf schier unaufhaltsamer Rekordjagd, die WM hat er zum Rennen der machtlosen Konkurrenz um Platz zwei gemacht. Kein Wunder, dass Verstappen die Realität einem Action-Reißer mit Star-Schauspieler Pitt vorzieht. 

Macht Verstappen so weiter, dürfte er vermutlich auch die Bestmarke von neun Rennsiegen in Serie von Sebastian Vettel aus dem Jahr 2013 ebenfalls im Red Bull knacken. Rechnerisch einstellen kann er sie ausgerechnet beim Oranje-Stimmungsgipfel daheim in Zandvoort. Verstappens brutale Überlegenheit mit acht Saisonsiegen, davon sechs nacheinander, hat dem Titelrennen früh das Spannungsmoment genommen. Teamkollege Sergio Pérez schwächelt massiv und liegt im WM-Klassement als Zweiter bereits demütigende 99 Punkte zurück. Verstappen degradiert alle zu Nebendarstellern.

Pitt trifft Cockpit

Nur Brad Pitt nicht. Der 59-Jährige lachte in Silverstone mit den Einlauf-Kids, scherzte mit den echten Piloten. Und er war einfach nur hin und weg. «Es ist großartig hier zu sein», sagte der Schauspieler dem britischen Sender Sky Sports. «Ich habe hier die Zeit meines Lebens.» 

Wenn die Strecke für alle anderen gesperrt war, konnte auch Pitt mit seinem Rennwagen Gas geben. Ein Formel-2-Modell, optisch durch Mercedes-Ingenieure angepasst an die Motorsport-Königsklasse, ausgerüstet mit diversen Kameras, die die Belastung und die Geschwindigkeit im Rennwagen einfangen sollen. Produzent des Streifens ist Jerry Bruckheimer, Regisseur Joseph Kosiniski. Die beiden waren auch für «Top Gun: Maverick» mit beeindruckenden Sequenzen in Kampfjets mit Tom Cruise verantwortlich. 

Was früher absolut undenkbar gewesen wäre, machen die Formel-1-Bosse aus den USA nach der Ära unter der Führung von Bernie Ecclestone möglich. «Sie hätten es vielleicht nicht als einen wichtigen Schritt für das Wachstum des Sports angesehen», betonte Rekordweltmeister Lewis Hamilton in Silverstone mit Blick auf Ecclestone und dessen Verbündete.

UK-Dreharbeiten erst der Anfang

Gefilmt wird in diesem Jahr an Grand-Prix-Wochenenden, das Rennen in England war nur der Anfang. Pitts großer Auftritt machte zumindest auf Verstappens Kollegen Eindruck. «Er zählt zu den Superstars weltweit, wenn du ihn das erste Mal triffst, ist das ziemlich surreal», sagte Mercedes-Pilot George Russell. Und dann stelle man aber doch fest, dass Pitt wie auch ein Tom Cruise oder Roger Federer ganz normale Menschen seien. 

Pitt gab auch ein paar Einblicke, worum es in dem Film gehen wird. Er spiele einen Piloten, der in den 90er Jahren einen schrecklichen Unfall hat. Danach trete er in anderen Rennserien an, bis er von einem Freund in die Formel 1 zurückgeholt wird. Der Kumpel ist der Chef eines chronisch erfolglosen Teams und hat ein Supertalent im Rennstall. Den Teamchef spielt laut Pitt Oscar-Gewinner Javier Bardem, die Rolle von Pitts aufstrebendem Teamkollegen übernimmt Damson Idris. 

Die beiden durften sich dann am Sonntag vor dem Großen Preis von Großbritannien auch zur Begeisterung der über 150 000 Fans auf dem ehemaligen Militärflughafen nordöstlich von London aufstellen, als die Nationalhymne erklang. Ihre schwarz-gold lackierten Rennautos hatten vor der Einführungsrunde auf den Plätzen 21 und 22 mit in der Startaufstellung gestanden.

«Großartige Athleten»

Pitt, der auch beim offiziellen Fahrer-Briefing für gute Laune gesorgt hatte, bedankte sich dann auch artig im Sky-Interview bei den Formel-1-Bossen. Erfahrungen in Rennwagen habe er vorher noch gar nicht gehabt, erzählte er. Dafür aber auf Motorrädern. «Das hat sehr geholfen», meinte er. Er habe auch keine Ahnung gehabt, was es physisch bedeute, ein Rennfahrer zu sein, erklärte Pitt: «Das sind großartige Athleten, ich habe so viel Respekt vor ihnen.» 

Zweifel, ob ein fast 60-Jähriger als Formel-1-Pilot authentisch wirken könnte, hatte Hamilton beiseitegeschoben. «Er sieht aus, als würde er rückwärts altern. Er ist super fit», betonte der 38 Jahre alte siebenmalige Champion. Hamilton ist als Co-Produzent und Berater in den Hollywood-Streifen involviert. In der echten Formel 1 spielt aber selbst er derzeit nur eine Nebenrolle. 

Von Jens Marx, dpa