Als Sebastian Vettel vor einigen Jahr begann, seinen CO2-Abdruck zu messen, erlebte der ehemalige Formel-1-Pilot eine böse Überraschung.
In einem Interview des «Red Bulletin» verriet der 36 Jahre alte Heppenheimer, zu welchen Ergebnissen er damals kam – und was diese bei ihm auslösten. Er habe Autokilometer aufgeschrieben, jeden Flug, jede Nächtigung. «Diese Zahl im Vergleich zu der von Otto Normalverbraucher zu sehen, hat mich von den Socken gehauen!», sagte er.
Auf Nachfrage erklärte er: «Begonnen habe ich bei 400 Tonnen – nur in Zusammenhang mit der F1. Zum Schluss war ich auf 60 Tonnen runter.» Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz lag der Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck pro Kopf in Deutschland zu Beginn dieses Jahres bei 10,5 Tonnen.
Vettel betonte, dass er damals Maßnahmen ergriffen habe, um den Wert von 400 Tonnen zu senken. Bekanntermaßen reiste er in den letzten Jahren seiner Karriere mit dem Auto und per Zug zu Rennen.
Flüge reduziert
«Der Großteil der Reduktion war das Weglassen von Flügen», sagte er im Interview. «Ich möchte keinem etwas vorschreiben oder mich als Engel darstellen, aber so habe ich bei mir selbst begonnen. Dieser Schritt fühlte sich null nach Verzicht an, sondern als völlig logisch – wie auch alle anderen kleineren, die ich parallel gesetzt hatte. Ich fühlte mich sehr zufrieden.» Er habe es auch genossen, Dinge zu sehen, die er im Flugzeug verpasst hätte: «Der vermeintliche Verlust von Zeit ist kein eigentlicher Verlust, habe ich gemerkt.»
Vettel ist seit Jahren bekannt dafür, dass er sich für Themen wie Menschenrechte, Gleichberechtigung oder auch Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzt. Als langjähriger Formel-1-Pilot, der unter anderem viermal die WM gewann, begleitete ihn dabei auch immer Kritik. Er hatte seine Karriere nach der Saison 2022 beendet, vor allem auch, weil er mehr Zeit mit seiner Familie haben will. Vettel hat mit seiner Ehefrau drei Kinder und lebt auf einem ehemaligen Bauernhof in der Schweiz.
Auf die Frage, ob er die Welt besser machen wolle, entgegnete Vettel: «Generell schaue ich nach vorn. Das kommt aus meiner Zeit im Sport: Wie können wir uns verbessern? Ich bin viel zu klein, um aufzubrechen und die Welt zu retten, und die Welt ist dafür viel zu groß. Aber ich finde Aufgaben, die mich begeistern.»
Vettel vermisst die Formel-1-Erfahrung am Limit
Eines vermisst Vettel ohne Formel 1 ganz besonders. Und das, obwohl er sich mit der Frage, wie er sich seinen Spaß nach dem Rücktritt Ende vergangenen Jahres holt, schon vorher lange beschäftigt hatte. «Ich war sehr gut vorbereitet, als ich diese Entscheidung getroffen habe. Doch ein gewisser unplanbarer Faktor bleibt», sagte er. «Ich betreibe gern Sport draußen. Stand heute gibt es aber nichts, das mich so ans Limit bringt wie die F1», betonte der 36-Jährige: «Das ist es, was mir am meisten fehlt.»
Vettel hatte 2007 sein Debüt in der Formel 1 gefeiert, als er als BMW-Ersatzpilot für den zuvor in Kanada verunglückten Robert Kubica in Indianapolis ans Steuer durfte. Was folgte, war eine lange Zeit von großen Erfolgen geprägte Karriere. Vettel gewann viermal den Fahrertitel, holte 53 Rennsiege. Nach 299 Grand-Prix-Starts beendete er seine Laufbahn, zuletzt fuhr der ehemalige Red-Bull-Star für Aston Martin.
Er habe an sich kennenlernen wollen, was passiert, wenn er nicht im Wettkampfmodus sei, erklärte Vettel in dem Interview. «Irgendwann läuft dieser Adrenalin-Rush einer Karriere an der Weltspitze ab, ob frei gewählt oder gezwungenermaßen – etwa durch Verletzungen. Dann geht’s ums Weiterziehen, den Kitzel und die Anspannung in den nächsten Abschnitt mitzunehmen», sagte Vettel. «Ich sage nicht, dass es einfach ist, oder behaupte, dass ich es schon geschafft hätte. Ich bin auf der Suche, und dieser Prozess selbst ist ja auch schon spannend.»
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