24. November 2024

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«Blödsinn»: Verstappen sieht keine Risse im Red-Bull-Team

Max Verstappen winken nach seinem dritten WM-Titel im Endspurt dieser Formel-1-Saison noch ein paar Rekorde. Werden Gerüchte um einen Machtkampf in seinem Team dabei zum Störfaktor?

Frisch mit der Texas-Fahne lackiert schwebte Max Verstappens Dienstwagen am Himmel über Austin. Die Werbeaktion mit einem Hubschrauber lieferte vor dem Formel-1-Rennen im Süden der USA das passende Bild zum Triple-Weltmeister, für den es immer weiter hoch hinausgeht.

Sieg Nummer 50 könnte Verstappen am Sonntag (21.00 Uhr/Sky) schon mitnehmen auf seiner Tempofahrt durch die Rekordbücher der Rennserie. «Wir fokussieren uns aufs Wochenende, nicht auf die Zahl», behauptete der Niederländer routiniert. 

«Die Stimmung im Team ist gut»

Deutlicher wurde der 26-Jährige, als es um die Gerüchte um Risse im so überaus erfolgreichen Red-Bull-Team ging, die vor dem zweiten US-Gastspiel der Saison durch das Fahrerlager wehen. «Das ist Blödsinn. Die Stimmung im Team ist gut», sagte Verstappen mit fester Stimme. Schon seltsam, dass der Seriensieger so etwas nur wenige Tage nach seinem dritten WM-Triumph nacheinander extra ausführen muss.

Die Spekulationen, dass Teamchef Christian Horner den langjährigen Red-Bull-Berater Helmut Marko aus dem Team drängen will, hallten bis auf den Circuit of the Americas. Dazu kommen die anhaltenden Fragen nach einer Ausmusterung des seit Monaten schwächelnden Verstappen-Kollegen Sergio Pérez, die kurz vor dem Heimrennen des Mexikaners immer drängender werden. «Jeder im Team ist sehr wichtig für den Erfolg, deshalb sehe ich keine Änderungen für die Zukunft», beteuerte Verstappen im Stile eines Pressesprechers.

Horner verneint Machtkampf

Angesichts der sportlichen Übermacht des Champions aber nehmen Konkurrenten und Beobachter der Formel 1 dankbar jeden Hinweis auf vermeintliche Unruhe beim Branchenführer auf. Da helfen auch Dementis nur bedingt. Boss Horner verwies eine erzwungene Demission seines einstigen Förderers Marko ins Reich der Fabel: «So lange er weitermachen will – er ist ein sehr rüstiger 80-Jähriger – sehe ich keine Veränderung in unserer Zusammenarbeit.»

Von wegen Machtkampf also. Der Österreicher Marko hat zwar den vor einem Jahr gestorbenen Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz als Vertrauten und Jobgaranten verloren. Er besitze aber «immer noch eine sehr wertvolle Rolle im Team», diktierte Horner dem britischen «Mirror» kurz vor der Reise nach Austin. 

Marko selbst stellte indes via «Österreich» klar: «Ich habe einen Vertrag bis Ende des nächsten Jahres. Wann und wie ich aufhöre, wann Schluss ist, entscheide ich und nicht zum Beispiel Herr Horner.»

Krisen-PR auch von Pérez

Auch der schwer in der Kritik stehende Pérez betrieb eifrig Krisen-PR in eigener Sache. Nein, er denke nicht ans baldige Aufhören, wie es einige Experten schon verkündeten, sagte der 33-Jährige in Texas. Vielmehr wolle er seinen bis Ende 2024 laufenden Vertrag «zu 100 Prozent» erfüllen und danach auch noch weiterfahren. Die Frage ist nur, ob sie das bei Red Bull noch genauso sehen.

Der Abstand zum überragenden Verstappen sei «einfach zu groß», mäkelte gerade erst der angeblich ja weiter wichtige Team-Berater Marko. 209 Punkte mehr als Pérez hat der Weltmeister in der Gesamtwertung gesammelt, auch allein würde Verstappen die Teamwertung anführen. Überhaupt verblasst Pérez wie der Rest des Feldes hinter den Statistiken des fliegenden Holländers.

769 Runden hat Verstappen in diesem Jahr schon angeführt und damit den Saisonrekord von Sebastian Vettel bereits fünf Rennen vor Schluss übertroffen. Er steuert auf den größten WM-Vorsprung der Geschichte zu und kann seinen eigenen Siegrekord aus dem Vorjahr noch einmal verbessern. Damals gewann er 15 Grand Prix, jetzt hat er schon 14 Siege eingeheimst. 

Gut möglich, dass Verstappen bis Jahresende auch noch auf Platz drei der ewigen Bestenliste der Rennsieger rast. Alain Prost mit 51 Erfolgen und Vettel mit 53 könnte er bald überholen. Nur Lewis Hamilton (103) und Michael Schumacher (91) sind noch ein Stück entfernt. Schon in Texas kann Verstappen die Distanz wieder ein bisschen verringern – aufhalten können sich Red Bull und sein entfesselter Chefpilot nämlich derzeit wirklich nur selbst. 

Christian Hollmann, dpa