21. November 2024

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Dichter und Lenker: Goethe will in die Formel 1

Goethe - das ist Sturm und Drang. Aber auch Asphalt und Benzin. Der deutsch-dänische Nachwuchsrennfahrer Oliver Goethe will einmal bis ganz nach oben rasen. Wie stehen seine Chancen?

In den tiefen Verästelungen des Stammbaums von Oliver Goethe (19) findet sich auch einer der berühmtesten deutschen Dichter. So wurde es dem deutsch-dänischen Nachwuchspiloten zumindest von seiner Familie überliefert. «Ich kenne meinen Stammbaum nicht ganz genau, aber meine Großmutter und mein Vater haben mir von meiner entfernten Verwandtschaft mit Johann Wolfgang von Goethe erzählt», berichtete der Formel-3-Fahrer der Deutschen Presse-Agentur.

Der berühmte Vorfahre Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) stand für die Romantik, für die Klassik, aber nicht zuletzt auch für Sturm und Drang. Das passt ganz gut zu Oliver Goethe, der es im Motorsport einmal ganz nach oben schaffen will: in die Formel 1.

Goethe hat berühmte Vorbilder

Der Teenager, dessen Vater Roald Deutscher und dessen Mutter Birgitte Dänin ist, ist vom Trident-Team zu Campos Racing gewechselt und bestreitet in diesem Jahr seine zweite Saison in der Nachwuchsserie Formel 3.

Goethe gehört mittlerweile wie auch der Hamburger Tim Tramnitz zum Nachwuchskader von Red Bull, aus dem schon der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und der dreimalige Champion Max Verstappen hervorgegangen sind. Nicht nur der Vorfahre klingt epochal, die Vorbilder sind es auch.

Red Bull hat eine klare Erwartungshaltung

«Ich habe immer Sebastian Vettel, der ja auch aus dem Red-Bull-Nachwuchs stammt, gemocht. Er hatte Humor und Haltung. Ich würde gerne in seine Fußstapfen treten», sagte Goethe. «Ich schaue aber auch zu Max Verstappen auf, der die Formel 1 dominiert. Einmal sein Teamkollege zu sein, wäre umwerfend.»

Red Bull kann ein optimales Sprungbrett sein. Der Energy-Drink-Konzern liefert Knowhow, er fordert im knallharten Verdrängungswettbewerb Motorsport aber auch eine Menge. «Red Bull ist eine großartige Chance für mich. Wenn ich Leistung bringe, können sie mir die Möglichkeit geben, näher an die Formel 1 heranzukommen», sagte Goethe. «Ich habe mich mit Dr. Helmut Marko (Red-Bull-Motorsportberater) und Christian Horner (Red-Bull-Teamchef) getroffen. Sie haben mir sehr direkt und klar gesagt, was sie von mir erwarten: Ergebnisse. Ich soll vorne mitfahren und dafür tue ich mein Bestes.»

Auf Goethes Schule war auch Rosberg

Diese Zielsetzung teilt auch der frühere Formel-1-Pilot Ralf Schumacher und attestiert Goethe Potenzial. Der gebürtige Londoner möchte es 2024 umsetzen. «Ich will um die Meisterschaft in der Formel 3 kämpfen, ich habe jetzt mehr Erfahrung. Ich glaube, dass ich alles habe, was es braucht, um Erfolg zu haben», sagte Goethe, der das vergangene Formel-3-Jahr als Achter von 35 Fahrern abschloss.

Bevor die kommende Saison am ersten März-Wochenende in Bahrain startet, will Goethe auch mit der Lernerei fertig sein. Er besucht die Internationale Schule von Monaco, auf der einst auch Nico Rosberg war. «Maximal dauert es bis Juni, aber am liebsten bin ich schon im Februar vor dem Saisonstart mit ihr fertig», sagte er. Nur keine Zeit verlieren, das Wesentliche spielt sich für ihn schließlich auf dem Asphalt ab.

Deutschlernen ist nicht so leicht

Goethe sieht sich trotz seiner Wurzeln eher als Kosmopolit. «Mein Name ist deutsch, ich bin aber in einem englischsprachigen Umfeld aufgewachsen und fühle mich daher international», erzählte er. Vielleicht zieht es sich deshalb ein wenig mit dem Deutschlernen. «Wenn ich zu Hause bin, übe ich mehrmals die Woche Deutsch, auf Reisen dann weniger. Mein Vater Roald spricht mit mir Deutsch, ich hole da langsam auf und hoffe, bald auch fließend mit ihm auf Deutsch reden zu können», berichtete Goethe.

Mehr als einzelne Wörter sind es aktuell nicht. Höchste Priorität hat für Goethe ohnehin etwas anderes. «Mein Ziel ist die Formel 1», verkündete er. «Ich weiß, dass es sehr schwer ist, es dahin zu schaffen, weil auch nur wenige junge Fahrer den Sprung schaffen. Ich gehe aber einen Schritt nach dem anderen.»

Von Martin Moravec, dpa