21. November 2024

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«Druck drauf»: Verstappens enges Titel-Duell mit Hamilton

Max Verstappen will zurückschlagen. In Barcelona hat er schon einmal gewinnen können. Im Formel-1-Titelkampf hat Lewis Hamilton gerade noch bessere Aussichten. Die Psycho-Spielchen haben begonnen.

Vor dem nächsten Showdown im harten WM-Duell mit Lewis Hamilton helfen Max Verstappen die Erinnerungen an den ersten Meilenstein seiner Karriere.

«Ich werde nicht so schnell emotional, aber ich war an jenem Tag den Tränen nahe, genauso wie mein Vater», sagte der Niederländer zu einem ganz speziellen Moment im Mai 2016. Vor fast genau fünf Jahren wurde Verstappen im Alter von nur 18 Jahren und 228 Tagen in Barcelona zum jüngsten Grand-Prix-Sieger der Formel 1. An gleicher Stelle will der heute 23-Jährige beim Großen Preis von Spanien am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) in seinem Red Bull einen weiteren Schritt in Richtung seines ersehnten ersten Titels machen.

«Ich habe es schon oft gesagt, mein erster Sieg war ein Schock, denn niemand hatte ihn erwartet, und ich werde diesen Tag nie vergessen», sagte Verstappen. Denn es war sein erstes Rennen für Red Bull, nun folgt auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya bereits der 100. Einsatz für den früheren Konstrukteurs-Weltmeister. Verstappen wollte von Anfang an um die Krone mitfahren, in diesem Jahr scheint er erstmals in der Lage, nachhaltig mit Branchenprimus Mercedes und Dauersieger Hamilton zu konkurrieren. «Ich genieße die Kämpfe mit Max. Es ist toll, ihn in dieser Form zu sehen», sagte Hamilton.

Vor dem vierten Saisonlauf liegt der Titelverteidiger mit 2:1-Siegen und acht WM-Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung vorn. «Beide Teams sind ganz auf Augenhöhe. Es ist genau das, was wir wollen», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Noch sind die Silberpfeile jedoch überlegen. Auch, weil sich Hamilton keinerlei grobe Fehler leistete, Verstappen bei einigen kleinen Patzern aber schon Nerven zeigte. «Max Verstappen beginnt besser und besser zu verstehen, wie gut Lewis Hamilton ist», sagte Nico Rosberg dem britischen Sender Sky Sports.

Dem Deutschen Rosberg war es 2016 als bisher letztem Fahrer gelungen, Hamilton im Kampf um den Weltmeistertitel zu schlagen. Seitdem lag am Saisonende immer der 36-jährige Brite vorn. Als erster Pilot kann er zum achten Mal Champion werden. Es sei denn, Verstappen verhindert das. «Wir sind mit Mercedes in einem Entwicklungsrennen und müssen sicherstellen, dass wir dieses Niveau für den Rest der Saison halten und uns jedes Wochenende weiter verbessern», sagte Verstappen.

Es geht aber nicht nur um Leistung auf der Strecke. «Es ist eine Frage des Kopfes. Ich habe noch nie gesehen, dass ein Psychospiel so früh anfängt», sagte Sky-Experte Ralf Schumacher. Sticheleien der Teams, Hamiltons Machtdemonstrationen – das geht nicht ganz spurlos an Verstappen vorbei. Der Herausforderer hat zwar schon elf Rennen gewinnen können, Erfahrung im langfristigen Duell mit dem Ehrgeizling sammelt er aber gerade zum ersten Mal. «Es ist eine richtig harte Meisterschaft», sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko: «Das ist ein sehr harter Zweikampf und da gehört Psychologie mit dazu.»

Hamilton könnte dabei auch das Wissen helfen, dass er die vergangenen vier Rennen in Spanien gewinnen konnte. Nur ein Erfolg fehlt ihm noch, um auch in Katalonien mit Rekordsieger Michael Schumacher gleichzuziehen. Der Kurs gilt als Gradmesser für die Formel-1-Wagen. Wer vor den Toren Barcelonas dominiert, kann das folglich fast überall. Seit 2014 lagen die Silberpfeile mit einer Ausnahme immer vorn: Nämlich 2016, als Hamilton und Rosberg nach einer Kollision beide ausschieden und der junge Verstappen das clever ausnutzte.

Ex-Champion Rosberg sieht Hamilton aufgrund der größeren Erfahrung derzeit aber in der Favoritenrolle. «Er hat einfach zu viele Fehler gemacht. Das kann man sich nicht erlauben, wenn man gegen den Lewis Weltmeister werden will», sagte der 36-Jährige über Verstappen und fasste das Duell der Generationen treffend zusammen: «Da ist so viel Druck drauf. Da werden wir noch sehr viel Spaß dran haben.»

Von Thomas Wolfer, dpa