Vor der Formel-1-Weiterfahrt an die Nordsee kann sich Mick Schumacher über mangelnde Fürsprache nicht beklagen. Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali wünscht sich den Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher auch aus Marketinggründen 2023 in einem der begehrten Stammcockpits.
Kumpel und Mentor Sebastian Vettel betreibt auf seinen letzten Karriere-Kilometern für Schumacher junior Lobby-Arbeit wie sonst wohl nur für Umwelt und Menschenrechte. «Im Auto wirst du nicht mehr Fünfter oder Sechster, deshalb ist es schwer groß aufzufallen», urteilte der Aston-Martin-Pilot vor dem Grand Prix der Niederlande in Zandvoort am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) über den Haas von Schumacher. «Er macht im Hintergrund seine Sache aber gut und ich wünsche ihm, dass er drin bleibt und ein gutes Auto bekommt.»
Domenicali schätzt Mick Schumacher als «super Typ» und starken Piloten. «Er verdient es, in der Formel 1 zu fahren, nicht wegen seines Namens, das ist ein unglaublicher Name, aber er hat die Fähigkeit, hier zu sein», beschied der Formel-1-Boss.
Schumachers Vertrag beim US-Team läuft Ende dieses Jahres aus. Im zu Saisonbeginn überraschend starken Haas hatte der 23-Jährige zunächst zwei heftige Unfälle. In Silverstone und Spielberg sammelte er dann zwölf Punkte, zuletzt ging er aber wieder dreimal leer aus. Sind seine Argumente stark genug? Ist seine Lobby groß genug?
Vettel wünscht «noch ein bisschen mehr Drive»
«Er hatte vielleicht nicht den Auftakt, den er sich gewünscht hat, aber kam dann gut in Schwung», sagte Vettel. «Ich wünsche ihm noch ein bisschen mehr Drive für die nächsten Rennen. Leider wird man heutzutage sehr schnell nach den letzten Ergebnissen beurteilt und es fehlt ein bisschen die Weitsicht.»
Schumacher sei aber «jemand, der stetig lernt und – auch wenn viele aufgehört haben zu lernen – weiterlernen wird. Das sehe ich als seine absolute Stärke, der Speed ist auch da.»
Reicht der Speed aber, um sich auch für die kommende Saison einen Wagen zu sichern? «Wir haben keinen Druck, einen Beschluss zu fällen. Es läuft ja niemand weg», verkündete Haas-Teamchef Günther Steiner.
Der US-Rennstall hat Zeit und sondiert weiter den Markt. Schumacher müsse weiter Leistung bringen, um sich einen Platz für die nächste Saison zu sichern, riet Steiner.
Red Bull, Mercedes, Ferrari und Aston Martin sind für 2023 schon besetzt. Haas, McLaren, Alfa Romeo, Alpha Tauri, Williams und Alpine haben noch Cockpits frei. Schumacher als Ferrari-Zögling werden die besten Chancen bei Haas eingeräumt, das Motoren der Scuderia bezieht.
Seine Verbindung zu den Italienern wird nun aber wohl gelöst. Wie das Fachportal «autosport.com» berichtete, läuft der Vertrag als Nachwuchsfahrer nach dieser Saison planmäßig aus und wird nicht verlängert. Ohne feste Bindung an Ferrari könnte er mit anderen Teams als Haas nun jedenfalls freier verhandeln.
Fall Piastri wegweisend?
Wegweisend für den Fahrermarkt dürften die Auswirkungen des Falls Oscar Piastri sein. Alpine hatte den Australier zum Start in die Ferien schon als Nachfolger für Fernando Alonso benannt, doch der 21-Jährige widersprach öffentlich und schlug den Platz aus.
Stattdessen soll das Toptalent mit McLaren einig sein und dort Daniel Ricciardo ersetzen. Alpine aber pocht auf einen angeblich gültigen Vertrag mit Piastri. Die Schiedsstelle für Vertragsdispute im Motorsport befasst sich nun mit diesem Fall.
Der für 2023 gesetzt Alpine-Fahrer Esteban Ocon, ein Kumpel von Mick Schumacher, hat einen Favoriten für den Platz an seiner Seite. «Ich habe der Team-Leitung gesagt, dass ich am liebsten mit Mick Schumacher fahren würde. Wir sind befreundet, ich halte eine Menge von ihm», sagte der Franzose, dessen aktueller Teamkollege Alonso bei Aston Martin Nachfolger von Vettel wird.
Ocon räumte ein, die vertragliche Situation von Schumacher zwar nicht genau zu kennen. «Aber so wie ich das verstehe, hat er für 2023 noch nichts unterschrieben», sagte Ocon. «Also habe ich meinen Leuten gesagt: Lasst uns Mick holen.»
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