Beseelt vom Heimsieg im Oranje-Jubelmeer hüllte sich Max Verstappen in die niederländische Fahne und empfing die Huldigungen der Zehntausenden ekstatischen Fans.
Mit der Triumphfahrt durch die Dünen von Zandvoort eroberte der Formel-1-Kronprinz am Sonntag die WM-Führung zurück und stieß seinen Titelrivalen Lewis Hamilton wieder auf Platz zwei. «Die Erwartungen waren so hoch, es war nicht leicht, sie zu erfüllen. Es ist ein wunderschöner Tag», sagte der Red-Bull-Pilot nach seinem siebten Saisonerfolg vor den Augen des verzückten niederländischen Königspaars.
«Red Bull war fehlerfrei»
Drei Punkte liegt Verstappen in der Gesamtwertung nun wieder vor Titelverteidiger Hamilton, bevor es schon am nächsten Sonntag in Monza weitergeht. «Max hat einen großartigen Job gemacht. Ich habe alles gegeben, aber sie waren einfach zu schnell», bekannte der siebenmalige Weltmeister im Mercedes, dem immerhin noch die schnellste Rennrunde gelang.
Dritter wurde Hamiltons finnischer Teamgefährte Valtteri Bottas, dessen kurze Blockadefahrt auch nichts gegen Verstappen ausrichten konnte. «Max war unglaublich. Red Bull war fehlerfrei. Es gibt solche Tage, an denen muss man das neidlos anerkennen», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky. Feuerwerk explodierte, als Verstappen über die Ziellinie raste. Zu wummernden Bässen kochte das Feiervolk noch lange danach vor Begeisterung.
Die knallorange Party an der Nordsee war für die Formel 1 eine spektakuläre Rückkehr in die Zeit vor Corona, für das deutsche Fahrer-Duo aber ein bitteres Wochenende. Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel verpasste im Aston Martin als 13. die Punkte. «Ich kam einfach nicht an den Autos vorbei», klagte der Hesse, der nach verpatzter Qualifikation ohne Chance war. Mick Schumacher wurde im Haas Letzter.
Oranje-Fans peitschen Verstappen zum Sieg
Dafür hatten die Zuschauerinnen und Zuschauer aber kaum Augen. Dicht an dicht und meist ohne Maske tobten 75.000 Fans auf den Tribünen, schon lange vor dem Start zogen orange Rauschwaden über die Steilkurven. 36 Jahre nach dem bislang letzten Gastspiel in Zandvoort, als Niki Lauda der letzte Sieg seiner Karriere gelungen war, erlebte die Verstappen-Euphorie ihren vorläufigen Siedepunkt.
Mit der nervenstarken Fahrt auf die Pole Position hatte er die Fans schon in der Qualifikation zum Überkochen gebracht und die Hoffnungen auf den ersten Sieg eines Niederländers in der Heimat geschürt. Vor dem Rennbeginn zeigte er König Willem-Alexander und Königin Maxima noch fix sein Dienstauto. Als die Roten Ampeln ausgingen, zog er mit seinem Red Bull sofort davon und bog als klar Führender in die erste Kurve ein.
Schon nach der ersten Runde hatte sich Verstappen etwas Luft vor Hamilton verschafft. Danach blieb es zwar immer eng, aber in Schlagdistanz kam der Verfolger im Mercedes trotz aller Anstrengungen und Taktik-Kniffe nie wirklich. «Es war ein unglaublich schwieriges Rennen, körperlich und auch mental», befand Hamilton.
Schumacher früh überrundet
Verstappen hielt dem enormen Druck stand. Die 1000. Führungsrunde war ein weiterer Meilenstein in der Karriere des 2015 mit gerade mal 17 Jahren in die Formel 1 eingestiegenen Niederländers. Schon in der neunten Runde überrundete Verstappen Mick Schumacher, der sich bei einem überharten Zweikampf mit Haas-Stallrivale Nikita Masepin den Frontflügel beschädigt hatte.
Überrundungen und Boxenstrategie sorgten auch im weiteren Verlauf dafür, dass es bei der Hatz um den Sieg eng und spannend blieb. Hamilton versuchte, sich jeweils mit früheren Reifenwechsel einen Vorteil zu verschaffen. Verstappen aber konterte cool und blieb vorn.
So rief Mercedes Bottas zur Hilfe, der mit gebrauchten Reifen länger auf der Strecke blieb und Verstappen einbremsen sollte. Doch der Niederländer saugte sich heran – und zog ausgangs der zweiten Steilkurve vorbei. «Max ist einfach optimal fehlerfrei gefahren. Das ist der größte Sieg für Max», sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Während Bottas und Hamilton sich in den letzten Runden noch um die schnellste Runde balgten und der Finne sich gegen die Teamanweisung sogar kurz die Bestzeit holte, konnte Verstappen auf den letzten Kilometern schon zur Genussfahrt durch die orange Masse ansetzen.
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