Als der jubelnde Weltmeister Max Verstappen nach dem siebten Saisonsieg auf dem Weg zur Formel-1-Titelverteidigung auf seinen Red Bull stieg, war der Tag von Herausforderer Charles Leclerc längst gelaufen.
Beim nächsten Ferrari-Debakel schied der Monegasse am Sonntag klar in Führung liegend aus, während Verstappen beim Großen Preis von Frankreich anschließend überlegen triumphierte und seine WM-Führung auf 63 Punkte ausbaute.
«Ich habe im falschen Moment einen Fehler gemacht», sagte Leclerc, nachdem er über Probleme mit dem Gaspedal geklagt hatte: «Ich habe versucht, Druck zu machen und habe dabei das Heck verloren. Das ist inakzeptabel.»
Leclerc: «Wenn diese Fehler passieren, ist das schlimm»
Für Leclerc war es in Runde 18 bereits der dritte Ausfall der Saison – zu viel, um ganz vorne um den Titel mitzukämpfen. «Es ist Pech für Charles. Ich hoffe, es geht ihm gut», sagte Verstappen: «Ich habe versucht, so viele Punkte wie möglich zu holen.» Leclerc versuchte derweil nicht, den Ausfall auf einen technischen Defekt zu schieben: «Ich performe auf dem höchsten Level meiner Karriere, aber wenn diese Fehler passieren, ist das schlimm. Wir hatten wahrscheinlich das stärkste Auto hier.»
Im 300. Rennen seiner Formel-1-Karriere gelang Rekordweltmeister Lewis Hamilton im Mercedes auf Platz zwei sein bestes Resultat des Jahres, den dritten Platz in Le Castellet sicherte sich sein Teamkollege George Russell. Erstmals standen die Silberpfeile 2022 zusammen auf dem Podium.
Nach dem zwölften von 22 Saisonläufen enteilte Verstappen Leclerc in der Gesamtwertung und ist auf dem besten Weg, seinen zweiten Titel nacheinander einzufahren. «Wir haben immer noch Arbeit vor uns», sagte der Niederländer trotzdem. Am kommenden Sonntag steht in Budapest der letzte WM-Lauf vor der kurzen Sommerpause an.
Nichts Zählbares gab es derweil für Ex-Weltmeister Sebastian Vettel, der im Aston Martin Elfter wurde. Mick Schumacher scheiterte beim Versuch, zum dritten Mal nacheinander Punkte zu holen und wurde nur 15.
Hamilton fährt 300. Grand Prix
Bei extremen Asphalttemperaturen von deutlich über 50 Grad legte Leclerc einen perfekten Start hin und verteidigte seine Pole Position vor Vorjahressieger Verstappen. Nah heran an das Top-Duo kam einzig Hamilton zu Beginn seines 300. Grand Prix. Der Silberpfeil-Star durchbrach diese Grenze als erst sechster Fahrer überhaupt, bis zur Bestmarke von Kimi Räikkönen ist es für den siebenmaligen Weltmeister aber noch ein weiter Weg. Lange konnte der 37-Jährige mit Leclerc und Verstappen aber nicht mithalten.
Jenseits der Punkteränge versuchte sich Mick Schumacher von Position 17 nach vorne zu arbeiten. Der 23-Jährige musste von weit hinten starten, nachdem seine Bestzeit in der Qualifikation wegen eines Regelverstoßes am Samstag gestrichen worden war. Nachdem Schumacher zuletzt zweimal WM-Zähler geholt hatte, ging es im Feld nur langsam nach vorne, eine Kollision mit Zhou Guanyu im Alfa Romeo inklusive Dreher warf ihn in der 23. Runde ganz ans Ende zurück. Auch Vettel musste nach dem Start von Position zwölf Geduld haben.
Verstappen ließ nicht locker
Verstappen setzte Leclerc enorm unter Druck, der erste Versuch zum Überholen scheiterte in der siebten Runde. Nach Erfolgen von Carlos Sainz (in Großbritannien) und Ferrari-Teamkollege Leclerc (in Österreich) wollte Verstappen nach einem Monat ohne Sieg endlich wieder ganz vorne landen und ließ nicht locker.
Das Überholen ist auf dem Circuit Paul Ricard allerdings schwierig, in der Vergangenheit waren die Rennen an der Côte d’Azur deswegen meist ziemliche Langweiler.
Packend wurde es, als Verstappen vom Reifenwechsel zurückgekommen war und Leclerc in Runde 18 die Kontrolle über sein Auto verlor. In Kurve elf flog der Ferrari von der Piste, Leclerc konnte den Wagen nicht mehr halten. Der dritte Ausfall in dieser Saison ließ den Ferrari-Star schon am Funk lautstark fluchen, ehe er auf einem Roller zurück in die Box gefahren wurde. Nachdem das Rennen wieder freigegeben wurde, verteidigte Verstappen Platz eins souverän vor Hamilton, der 2018 und 2019 in Frankreich gewonnen hatte.
Seinen Weg durchs Feld bahnte sich Leclers Stallrivale Sainz. Der Spanier hatte in den vergangenen Tagen Teile am Motor tauschen lassen und wurde dafür mit einer Strafe belegt, die ihn in der Startaufstellung ganz nach hinten brachte. Zwölf Runden vor Schluss war er Dritter, eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil ihn das Team nach einem Reifenwechsel gefährlich früh losfahren ließ, belastete den 27-Jährigen aber noch zusätzlich.
An der Spitze spulte Verstappen beeindruckend sein Programm ab und ließ sich weder von Temperaturen von über 30 Grad noch von den Verfolgern aufhalten.
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