21. November 2024

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Verstappen nutzt Titelchance nicht – Perez siegt in Singapur

Max Verstappen wird bei der ersten Chance nicht zum zweiten Mal Weltmeister. Das Formel-1-Rennen in Singapur gewinnt Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez. Schon in einer Woche gibt's die nächste Chance.

Max Verstappen hat seine erste Titelchance in der heißen Unwetter-Nacht von Singapur nicht genutzt, kann trotz eines verkorksten Rennens aber schon in einer Woche zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister werden.

Nach einem heftigen Gewitter wurde der Niederländer nach zuvor fünf Siegen nacheinander nur Siebter und war beim Triumph seines mexikanischen Red-Bull-Kollegen Sergio Perez chancenlos. Die Plätze zwei und drei sicherten sich die Ferrari-Fahrer Charles Leclerc und Carlos Sainz.

«Es war sicher meine beste Leistung. Die letzten paar Runden waren total intensiv. Im Auto habe ich es gar nicht so gespürt, aber als ich aus dem Auto raus war, habe ich gemerkt, wie hart ich gepusht habe», sagte der 32 Jahre alte Perez. Leclerc meinte: «Ich habe gepusht, aber nach dem schlechten Start war es einfach schwierig. Ich hatte ein bisschen durchdrehende Reifen. Körperlich war es schwierig.»

Komfortabler Vorsprung

In der Gesamtwertung führt der 25-jährige Verstappen (341 Punkte) nach 17 von 22 Rennen weiterhin komfortabel vor Leclerc (237) und Perez (235). Die erfolgreiche Titelverteidigung könnte Verstappen am kommenden Sonntag in Suzuka perfekt machen. Hat der Spitzenreiter nach dem Großen Preis von Japan 112 Punkte Vorsprung, ist ihm die WM-Trophäe bei anschließend noch vier ausstehenden Läufen nicht mehr zu nehmen.

«Siebter ist besser als Achter, aber dafür bin ich nicht hier», bilanzierte Verstappen, der schon den Start verpatzte, bei Sky: «Dann bin ich von hinten in die Punkte, aber das ist nicht da, wo ich sein will.» Perez wünschte seinem Stallrivalen derweil, dass er in einer Woche den Titel einfährt: «Für Max wäre es schön, wenn er es in Japan klarmachen kann. Das wäre auch ein fantastischer Tag für Honda.» Red Bulls Motorenpartner kommt aus Japan.

Perez selbst drohte nach dem Sieger-Feuerwerk und der Party auf dem Podium derweil noch Ärger. Der Motorsport-Weltverband Fia kündigte an, einen Zwischenfall während einer Safety-Car-Phase genauer zu untersuchen und bestellte ihn zum Gespräch bei den Rennkommissaren ein. Perez soll mehr als zehn Wagenlängen Abstand zum Safety-Car gelassen haben und könnte dafür nachträglich womöglich mit einer Zeitstrafe belegt werden.

Sebastian Vettel steuerte seinen Aston Martin ohne größere Zwischenfälle auf Platz acht und sicherte sich die erhofften Punkte. Mick Schumacher landete im Haas-Rennwagen unter Flutlicht auf Rang 13 und ging als Vorletzter erneut leer aus.

Nasse Strecke

Erst mit mehr als einer Stunde Verspätung ging es auf die immer noch sehr nasse Strecke. Heftiger Regen hatte für eine Verzögerung gesorgt, zeitweise hatte es so geschüttet, dass an ein normales Rennen nicht mehr zu denken war. Als der Grand Prix nach einer deutlichen Besserung aber freigegeben wurde, verlor Leclerc seinen ersten Startplatz schnell. Perez kam am besten weg und übernahm die Spitze. Verstappen hingegen legte verhalten los und fiel von Rang acht auf zwölf zurück. In der Qualifikation am Samstag hatte sein Team gepatzt und zu wenig getankt. Deswegen musste er eine letzte schnelle Runde verärgert abbrechen.

Im schmalen Betonkanal von Singapur ist das Überholen herausfordernd. Vor allem, wenn es zusätzlich noch nass ist. Verstappen mühte sich trotzdem Stück für Stück durch das Feld und war nach fünf Runden schon Neunter. Vettel, mit fünf Erfolgen Rekordsieger auf der Strecke in Asien, kam schnell von Rang 14 auf acht nach vorne. Vor seinem Karriereende im November war er das letzte Mal auf der Stadtstrecke dabei, die er besonders mag.

Mit Besen hatten die Streckenposten notdürftig versucht, die Piste vom Wasser zu befreien, doch das gelang nicht überall. Auch wenn es zu Rennbeginn längst zu regnen aufgehört hatte, blieben die Bedingungen schwierig. «Ich denke, es trocknet nicht sehr schnell», funkte McLaren-Fahrer Lando Norris früh an die Box. An der Spitze störte das Perez nicht, verfolgt von Leclerc setzte sich das Duo mit mehr als sieben Sekunden ab. Verstappen hatte bereits knapp 30 Sekunden Rückstand, als das Safety-Car das erste Mal rausmusste.

Kein Rennfluss

Williams-Pilot Nicholas Latifi hatte Guanyu Zhou im Alfa Romeo übersehen und so für das vorzeitige Aus des Chinesen gesorgt. Gut war das für Verstappen, der sich nach der erneuten Freigabe des Rennens leichter nach vorne arbeiten konnte. Erst schnappte sich der Titelverteidiger Vettel, dann Pierre Gasly – und war schon Siebter. Am spanischen Ex-Weltmeister Fernando Alonso, der in seinem 350. Grand Prix zum Fahrer mit den meisten Formel-1-Rennstarts aufstieg, kam er dann jedoch nicht so einfach vorbei. Erst als Alonsos Motor streikte und der 41-Jährige ausschied, war das Problem gelöst.

Abflüge in die Streckenbegrenzung von Alexander Albon und Esteban Ocon brachten weitere Verzögerungen, sodass es kaum einen richtigen Rennfluss gab. Auch Rekordweltmeister Lewis Hamilton kam als Vierter vom Kurs ab und lag plötzlich mit defektem Frontflügel direkt vor Verstappen. Ferrari riskierte viel, als Leclerc nach 35 Runden als Erster aus der Spitzengruppe auf Medium-Trockenreifen wechselte, kurz darauf zogen auch Perez und Verstappen nach.

Mit den neuen Pneus wäre der Grand Prix für Verstappen dann schnell fast vorbei gewesen. Auch er rutschte mit hoher Geschwindigkeit von der Strecke und ruinierte sich dabei die Reifen. «Ich muss an die Box», funkte er – und fiel wieder auf Rang 13 zurück. Teamkollege Perez musste sich gegen den kämpferischen Leclerc wehren und war damit bis zum Schluss erfolgreich, Verstappen schaffte es schließlich gerade noch so in die Punkteränge.

Thomas Wolfer, dpa