Erleichtert sprang Max Verstappen in die Arme seiner Mechaniker und genoss den hart erkämpften Sieg im Wetterchaos von Montreal.
«Es war ein ziemlich verrücktes Rennen, in dem viel passiert ist. Aber wir sind als Team ruhig geblieben und haben das gut gemanagt», sagte der Weltmeister aus den Niederlanden und grinste: «Das hat richtig viel Spaß gemacht.»
Mit seinem sechsten Saisonerfolg hat der 26-Jährige seine Führung in der Formel-1-Gesamtwertung weiter ausgebaut. Bei wechselhaften Bedingungen mit zwei Regenschauern und Safety-Car-Phasen triumphierte Verstappen wie schon im Vorjahr beim Großen Preis von Kanada. Hinter dem Red-Bull-Star belegte der Brite Lando Norris im McLaren den zweiten Rang. «Es war Chaos», sagte Norris und konnte gar nicht verstehen, dass er nicht gewonnen hatte: «Ich bin von Anfang bis Ende ein gutes Rennen gefahren. Es war ziemlich perfekt, dachte ich eigentlich.»
Dritter wurde Polesetter George Russell von Mercedes vor Teamkollege und Rekordweltmeister Lewis Hamilton. Dank seines 60. Karrieresiegs führt Verstappen in der Gesamtwertung nun wieder komfortabler mit 56 Punkten vor Charles Leclerc im Ferrari. Der Monegasse musste sein Auto zwei Wochen nach dem umjubelten Sieg bei seinem Heimrennen vorzeitig abstellen und ging leer aus. Zuvor war Leclerc sogar abgeschlagen Letzter – auch, weil sich sein Team bei der Reifenwahl verspekulierte.
Hülkenberg verzockt sich mit den Reifen
Nach seiner überraschenden Pole verteidigte Russell im Regen seinen ersten Startplatz. Bei schlechter Sicht durch viel Gischt blieb Verstappen dahinter auf Position zwei in Lauerstellung. Auf der rutschigen Piste war die Ausfallgefahr zu Beginn hoch, da das Wasser verdrängt werden musste. Das nutzen die Haas-Piloten, die als einzige mit Regenreifen gestartet waren. Nico Hülkenberg hatte sich schnell von Platz 18 auf acht geschoben, Kevin Magnussen war zwischenzeitlich sogar Vierter.
Nach sechs Runden wurde es trockener. Magnussen wechselte schnell die Reifen, während Hülkenberg experimentierte und als einziger Fahrer nicht die Intermediate-Walzen aufziehen ließ. Ein Fehler. Der Rheinländer war plötzlich Vorletzter und belegte am Ende Platz elf.
An der Spitze lag der 26-jährige Russell weiter gut zwei Sekunden vor Verstappen, dahinter folgten Lando Norris und dessen Teamkollege Oscar Piastri. Titelverteidiger und Vorjahressieger Verstappen fuhr aggressiver und setzte Russell unter Druck. Der Vorsprung schmolz auf unter eine Sekunde, doch das Überholen war eine Herausforderung. Wer das trockene dünne Asphaltband verließ, riskierte abzufliegen. Als sich Verstappen in der 17. von 70 Runden einen Fahrfehler leistete, rückte Norris plötzlich ganz nah an den Weltmeister heran.
Norris rast an die Spitze – aber nicht lange
Vier Umläufe später zog Norris erst an Verstappen vorbei und übernahm kurz darauf die Führung. Russell hatte keine Chance gegen den starken McLaren, verpasste danach noch eine Kurve und musste auch Verstappen überholen lassen. Norris, der in Miami Anfang Mai seinen ersten Karrieresieg gefeiert hatte, fuhr enormes Tempo und setzte sich schnell über acht Sekunden vom Rest des Feldes ab.
Dass es nicht noch mehr wurde, lag an einem Unfall von Williams-Fahrer Logan Sargeant. Der Amerikaner schlug nach einem Fahrfehler in der Streckenbegrenzung ein, das Auto musste in einer Safety-Car-Phase geborgen werden. Nach den Reifenwechseln in der Spitzengruppe führte Verstappen und hielt die Position, als der Regen erneut begann. Dabei verzockte sich auch Ferrari mit Leclerc, der mit Trockenreifen auf nasser Strecke chancenlos war und als Letzter sogar überrundet wurde. In der 43. Runde ging es für ihn nicht weiter.
Der Asphalt trocknete nach dem kurzen Schauer recht schnell wieder ab. Bei noch 30 ausstehenden Runden nutzte Verstappen die kleinen Fehler der Verfolger, um mehr als vier Sekunden davonzufahren. Der Champion holte sich anschließend genau wie Norris Trockenreifen und baute sein Polster wieder aus.
Doch es wurde noch mal hektisch. Sergio Pérez im zweiten Red Bull schied aus, dann war eine zweite Safety-Car-Phase nötig, da auch Alexander Albon im zweiten Williams in der Bande landete und abgeschleppt wurde. Elf Runden vor Schluss ging es mit dem Rennen weiter. Verstappen machte keine Fehler mehr und verdiente sich den nächsten Erfolg auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel nacheinander.
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