Sebastian Vettels Aston-Martin-Teamchef Otmar Szafnauer raubte seinem gequälten Star-Piloten bei einem späten Snack auch noch die Hoffnung auf einen schnellen Ausweg aus der Formel-1-Misere.
Wesentliche Upgrades an dem schon mal als James-Bond-Flitzer titulierten Auto werde es erst nach dem kommenden Grand Prix in zwei Wochen in Portugal geben, kündigte Vettels Boss mit einem Bissen im Mund nach dem nächsten Debakel des Deutschen an.
Vor Vettel türmen sich die Probleme seit seinem Wechsel zu dieser Saison zum englischen Werksteam geradezu auf. Zumindest in diesem Punkt erlebt der viermalige Weltmeister eine gewisse Form der Kontinuität – in der Schlussphase bei Ferrari war es für den Hessen irgendwie genauso. «Das Gefühl ist ein bisschen besser geworden. Aber im Moment sind es noch sehr wenige Runden, die ohne Probleme für uns laufen. Uns passieren noch zu viele Fehler, auch mir», stellte Vettel mit verschränkten Armen nach dem Imola-Chaos fest.
Aus noch unerfindlichen Gründen überhitzten in der Startaufstellung die Bremsen, wodurch die Ummantelung durchschmorte. Da sein Wagen nicht rechtzeitig fertig wurde, bekam Vettel dann auch noch eine Zeitstrafe verpasst – ehe ein Getriebeschaden in der letzten Runde für seine vorzeitige Garagen-Einfahrt sorgte.
«Der Wurm war von vorne bis hinten drin», resümierte Vettel nach der Gala-Fahrt von Max Verstappen im Red Bull vor Mercedes-Aufholjäger Lewis Hamilton. «Verstappen schlägt den unsinkbaren Hamilton», titelte «Marca» in Spanien über das Duell, das kilometerweit von Vettel entfernt ausgetragen wurde.
Rang 15 zum Saisonstart in Bahrain, Rang 15 bei der Fortsetzung in Italien – letztmals war Vettel 2009 ohne Punkte in den ersten beiden Grand Prix geblieben. Damals raste er am Ende noch auf WM-Platz zwei. Eine Wiederholung ist illusorisch. «Wir sind im Moment eher im hinteren Teil des Mittelfelds, das kann sich aber schnell ändern, wenn kleine Schritte nach vorne kommen, und auch ein bisschen Ruhe einkehrt», sprach sich Vettel selbst Mut zu.
Mensch und Maschine liegen noch nicht auf einer Wellenlänge. «Wenn die Philosophien der Autos so unterschiedlich sind, dann braucht das Zeit», erklärte Szafnauer mit Blick auf Vettels Wechsel von Ferrari zum von einem Mercedes-Motor angetriebenen Aston Martin. «Wir waren nicht so zuverlässig, wie wir im Winter eigentlich sein wollten. Sonst wäre Seb an einem ganz anderen Punkt in seiner Lernkurve.»
Eine deprimierende Lehre hat Aston Martin indes aus den neuen Aerodynamik-Regeln gezogen: Der AMR21 mit seinem tiefen Heck wird von der Regel-Änderung maßgeblich benachteiligt. Ein Konkurrent wie Red Bull mit einem höheren Anstellwinkel an seinem Wagen ächzt unter der Novelle nicht, die vom Motorsport-Weltverband aus Sicherheitsgründen eingeführt wurde.
Hinter den Kulissen in Imola versuchte Aston Martin, seinen Einfluss geltend zu machen und die Regelhüter zu einem Schwenk zu überreden. Als «bisschen naiv» bezeichnete Red-Bull-Teamchef Christian Horner süffisant dieses Vorhaben. Heißt: Aston Martin hat wohl keine Chance.
Teammitbesitzer Lawrence Stroll ist über den Desaster-Start sauer, schließlich geht es ihm um sein Investment. Der kanadische Milliardär hatte vor dem Saisonstart mit Vettel als Aushängeschild und seinem Sohn Lance im zweiten Cockpit Rang drei in der Konstrukteurswertung als Ziel ausgegeben. Ohne Formel-1-Erfolge fehlt der erhoffte Werbeeffekt, der auch einen Verkaufsschub für die Straßensportwagen von Aston Martin bewirken soll.
Vettel hofft, mit Upgrades in den nächsten Rennen «einen Schritt nach vorne» machen zu können. Und Szafnauer versprach, man werde «unentwegt arbeiten», um aus der Krise zu kommen. Für Stroll ist das das Mindeste. Er will Ergebnisse.
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