So langsam läuft der Motor offenbar wieder rund bei den deutschen Autobauern. Mit einer ganzen Flut von Premieren wollen sie zur IAA in München (9. bis 14. September) nicht nur die Konkurrenz aus Asien und da natürlich insbesondere aus China in die Schranken weisen. Sondern vor allem wollen sie den Kunden wieder Lust auf den Besuch im Autohaus machen. Selbst wenn die auf manche der Messe-Neuheiten noch relativ lange warten müssen. 

Aber bei allem Respekt vor der Comeback-Dynamik bei Audi, BMW, Mercedes oder VW – so ganz für sich alleine haben die Deutschen die Bühne beim Heimspiel nicht. Wer was zu bieten hat, was wichtig ist in diesem Jahr und wann es tatsächlich kommt – falls überhaupt –, zeigt unsere Übersicht.

Von der Halle in den Handel

Weil man mit Ankündigungen alleine kein Geld verdienen kann und die Autobauer um ihren Absatz ringen, kommen viele Messe-Neuheiten fast unmittelbar nach der IAA schon in den Handel.

Ganz oben auf der Hitliste der IAA stehen der BMW iX3 und der Mercedes GLC. Beide sind sie die jeweils wichtigsten Modelle ihrer Marken, beide treten sie im gleichen Segment an und beide sollen sie für den jeweiligen Hersteller einen Neuanfang beim Elektroauto markieren.

BMW zählt den iX3 deshalb stolz zur Neuen Klasse und startet ihn im Frühjahr ab 68.700 Euro mit anfangs 345 kW/469 PS, 109 kWh Akku-Kapazität, 400 kW Ladeleistung und 805 Kilometern Normreichweite. Mercedes kontert für rund 72.000 Euro mit 360 kW/490 PS, 94 kWh, anfangs 330 kW und 713 Kilometern.

Doch auch im Rennen ums bezahlbare Elektroauto wollen die deutschen Hersteller endlich mitmischen. Der VW-Konzern fährt deshalb eine große Flotte elektrischer Kleinwagen auf, die alle schon bald in den Handel kommen sollen.

Das Mutterhaus bringt im ersten Halbjahr 2026 für Preise ab 24.990 Euro den 4,06 Meter kurzen ID.Polo an den Start. Im besten Fall sollen deutlich über 400 Kilometer Reichweite drin sein. Seat-Ableger Cupra macht daraus den heißblütigeren Raval, der bis zu 165 kW/225 PS haben soll.

Skoda dagegen will es praktischer und zaubert aus dem Konzern-Baukasten ein kleines SUV von 4,16 Metern, das als Epiq den Verbrenner Kamiq flankieren und trotz über 400 Kilometern Reichweite nicht viel mehr kosten soll. Wenn die Tschechen sich daran halten, müsste der Einstiegspreis bei unter 26.000 Euro liegen.

Spannendes gibt es auch aus Schweden: Vor fünf Jahren war er noch eine visionäre Studie und sollte die neue Designrichtung vorgeben, jetzt steht der Polestar 5 als Serienmodell auf der IAA und krönt noch in diesem Jahr die Palette der elektrischen Volvo-Schwester.

Dabei lockt der fünf Meter lange Gran Turismo zu Preisen ab 119.900 Euro nicht nur mit verführerischen Formen, sondern auch mit flotten Fahrleistungen. So gibt es bis zu 650 kW/884 PS für Sprintwerte von 3,1 Sekunden von null auf Tempo 100 und der GT kann bis zu 250 km/h schnell werden.

Es muss nicht immer elektrisch sein

Zwar haben die allermeisten IAA-Neuheiten eine Batterie statt eines Benzintanks. Doch zeigt uns der neue Renault Clio, dass auch der Verbrenner noch eine Zukunft hat. Denn weiter als bis zu einem Hybridantrieb, der auch wenige Hundert Meter elektrisches Fahren erlaubt, treiben es die Franzosen bei der Neuauflage des aktuell meistverkauften Autos in Europa nicht mit der Elektrifizierung.

Dafür gibt es ein radikal erneuertes Design, etwas mehr Format und damit mehr Platz sowie einen Sprung beim Infotainment, das jetzt wie schon bei R4 und R5 auf Google-Technik umgestellt wird. Der Verkauf startet noch dieses Jahr, die Preise dürften bei etwas mehr als 20.000 Euro beginnen.

Der Countdown läuft

Bei anderen IAA-Premieren ist es hingegen ein wenig wie im Restaurant: Den Appetit haben die Macher schon mal angeregt, doch bis sie die neuen Autos auftischen, dauert es noch ein bisschen.

So wie beim ID.Cross, auf dem im nächsten Jahr die größten Hoffnungen in Wolfsburg ruhen. Als kleines elektrisches SUV von 4,16 Metern mit gut 400 Kilometern Reichweite soll er für etwa 28.000 Euro die Großstadt erobern. Zwar prangt am ID.Cross noch ein «Concept»-Schild, doch verspricht Chefdesigner Andreas Mindt: «Das Messeauto entspricht bereits über 80 Prozent der Serie.»

Hyundai hat mit der Ioniq-Familie vom Fünfer aufwärts bislang vor allem die Besserverdiener bedient. Doch mit dem Concept Three will der südkoreanische Hersteller die elektrische Avantgarde auch ins Volumensegment tragen. Denn was jetzt noch als verspielte Studie auf der IAA steht, soll schon binnen zwölf Monaten als Ioniq 3 zu Preisen ab etwa 30.000 Euro in den Handel kommen und zum bis dato kleinsten Modell der Sub-Marke werden.

Zwar dürften die eigenwilligen Pixelgrafiken bis dahin weitgehend verschwinden und die Materialauswahl wird konventioneller. Doch das Konzept vom Crossover mit Coupé-Silhouette gilt als gesetzt.

Kommt Zeit, kommt Auto

Die Zukunft kann man nicht über Nacht erschaffen, erst recht nicht, wenn man damit auf einem weißen Blatt Papier beginnt. Bei manchen Studien wird die Umsetzung deshalb etwas dauern – und es wird sich erst später zeigen, ob sich das Warten lohnt.

Das Concept C etwa steht für einen Neuanfang bei Audi und will wieder mehr Klarheit schaffen: in der Strategie, im Portfolio – und im Design. Dabei orientieren sich die Designer an der Vergangenheit und lassen sich für ihren neuen Vertical Frame vom Grill der Rennwagen aus den 1930er-Jahren inspirieren. Nicht ganz so weit zurück reicht der Blick beim Interieur, das so gut wie eben möglich auf Bildschirme verzichtet und mit hoher Materialanmutung und handschmeichlerischen Bedienelementen an die hochgelobten Audis aus den 1990er- und 2000er-Jahren anknüpfen will.

Die Technik des Klappdach-Roadsters, der in zwei Jahren Audi TT und R8 beerben soll, ist allerdings der Zukunft zugewandt. Als erster Sportwagen von Audi fährt der Zweisitzer rein elektrisch. 

Bei der Elektrifizierung der Automobilwelt hat der Kombi bislang eher eine bescheidene Rolle gespielt. Doch geht es nach Skoda, soll sich das ändern. Der Hersteller, der wie kaum ein anderer in Europa Kombis absetzt, zeigt mit der Vision O eine elektrische Alternative zum Erfolgsmodell Octavia.

Bis die Kombi-Vision in Serie geht, wird es nach Angaben des Herstellers allerdings noch dauern: bis zum Anfang des nächsten Jahrzehnts. Aber ein paar Eckdaten haben die Tschechen schon parat: Das Showcar ist 4,85 Meter lang, bietet 650 bis 1.700 Liter Laderaum und buhlt auch mit neuen Features um Aufmerksamkeit. So gibt es erstmals einen tragbaren Bluetooth-Lautsprecher und einen integrierten Kühlschrank.

Träum weiter oder: mehr Wunsch als Wirklichkeit

Die Lage ist ernst und der Kampf zwischen den Autowelten in vollem Gange. Doch lassen sich die Hersteller davon das Träumen nicht verbieten und zeigen deshalb auch wieder ein paar Studien, die nicht mal ansatzweise eine Chance auf Marktreife haben – und trotzdem sehenswert sind.

So wie der Cupra Tindaya. Der hat seinen Namen zwar von einem Vulkan auf Fuerteventura. Doch spuckt das Showcar derzeit noch mehr Rauch als Feuer. Denn selbst bei der Seat-Tochter hegt niemand ernsthaft die Hoffnung, dass dieses über 4,70 Meter lange Batmobil mit schwebenden Sitzen und gegenläufig angeschlagenen Türen alsbald in Serie geht.

Einzig die SSP-Plattform des VW-Konzerns hat eine konkrete Zukunft und mit ihr der sogenannte Range-Extender-Antrieb. Bei dem schließen ein Benziner und ein Generator die Lücken im elektrischen Versorgungsnetz und steigern die Reichweite so von 300 auf mehr als 1.000 Kilometer.

Und während VW mit ID.Polo und Co großen Wirbel um kommende Kleinwagen macht, stimmt Opel verspielt auf die Zukunft des Corsa ein – und zeigt ein entsprechendes GSE-Konzept als elektrische Rakete für die Westentasche mit 588 kW/800 PS.

Zwar machen die Hessen keinen Hehl daraus, dass es keinerlei Serienchancen gibt für den Renner und allenfalls ein paar Design-Details Bestand haben werden. Doch fahren kann man ihn trotzdem bald, und dass sogar ohne Führerschein und ohne großes Budget – als Simulation im Rennspiel Gran Turismo.