22. November 2024

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Feldstudie in der Formel 1: Volles Haus in Silverstone

Die Formel 1 erlebt in Silverstone erstmals wieder restlos volle Ränge. Rund 140.000 Zuschauer wollen Lewis Hamilton in seiner Heimat zujubeln. Ist das inmitten der Corona-Pandemie vertretbar?

Silverstone wird zum Formel-1-Versuchslabor. Erstmals inmitten der Corona-Pandemie werden an einem Grand-Prix-Wochenende die Zuschauerränge wieder restlos voll sein.

Komplett ausverkauft, verkündeten die Veranstalter am Mittwoch. Rund 140.000 Besucher werden alleine am Rennsonntag (16.00 Uhr/Sky) ins «Home of British Motor Racing», also ins Motorsportherz Großbritanniens, strömen.

Die Formel 1, die an diesem Wochenende mit einem Sprintrennen zur Ermittlung der Startaufstellung auch noch ein neues sportliches Format testet, feiert die Rückkehr der Massen als fantastische Nachricht. Das Unbehagen angesichts steigender Corona-Infektionen rast aber mit – auch bei Mercedes-Mann Lewis Hamilton.

Hamilton: «Bin hin- und hergerissen»

«Ich bin hin- und hergerissen», räumte der Rekordweltmeister Ende Juni beim Großen Preis der Steiermark ein. «Einerseits kann ich gar nicht sagen, wie aufgeregt ich bin, die Leute und das britische Publikum zu sehen.» Dann gebe es aber eben auch noch diese Skepsis. «Andererseits schaue ich natürlich die Nachrichten und höre, dass die Fallzahlen in Großbritannien massiv ansteigen. Daher mache ich mir natürlich Sorgen um die Leute.»

Hamilton wollte die Fan-Zulassung nicht ins Negative wenden. «Ich hoffe, wir lernen daraus, und ich hoffe, dass alle sicher sind», äußerte der Rekordgewinner von Silverstone, der in der WM-Wertung 32 Punkte hinter Spitzenreiter Max Verstappen im Red Bull liegt. Ein volles Haus fühle sich für ihn aber «ein bisschen verfrüht an».

Delta-Variante sorgt für Anstieg

Landesweit ist zuletzt wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante die Zahl der Corona-Neuinfektionen deutlich gestiegen. Zugleich werden vor dem Hintergrund der Impfkampagne von Montag an fast alle Corona-Regeln in England aufgehoben.

Der Große Preis von Großbritannien, im vergangenen Jahr noch als Doppel-Event ohne Zuschauer ausgetragen, gehört dabei wie auch die Finalrunde der Fußball-EM in London oder das Tennis-Turnier von Wimbledon zu einem Forschungsprogramm der britischen Regierung. Dieses untersucht das Risiko einer Übertragung von Covid-19 beim Besuch von Veranstaltungen.

Ticketbesitzer müssen bei ihrer Pilgerfahrt zur Rennstrecke entweder einen negativen Schnelltest, der selbst abgenommen und eingetragen wird, oder den Nachweis über eine vollständige Impfung vorlegen.

«Es ist eine fantastische Nachricht, dass das Event in Silverstone voll besetzt sein wird. Es wird ein unglaubliches Wochenende mit Hunderttausenden von Fans», sagte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali, als Ende Juni Grünes Licht gegeben wurde.

Zum Vergleich: Als Verstappen vor zwei Wochen in Spielberg sein drittes Rennen nacheinander gewann, hatte die österreichische Landesregierung die Beschränkungen aufgehoben. In der Steiermark waren über das ganze Wochenende verteilt 132.000 Zuschauer dabei.

Weitläufigkeit als Vorteil

Dem zwischen Birmingham und London gelegenen Silverstone Circuit kommt nun wohl seine Weitläufigkeit zugute. «Was oft unsere Achillesferse ist, das Fehlen von Eisenbahn, U-Bahn oder Bus, ist in diesem Fall sogar ein Vorteil», sagte Silverstone-Geschäftsführer Stuart Pringle «Sky Sports News». Die Zuschauer müssen sich also in keine Bahnen zwängen, sondern reisen privat in Pkws an.

Aus einem Umkreis von knapp neun Kilometern, der von 19 Zugängen erschlossen wird, strömen die Besucher auf das Grand-Prix-Gelände. «Es ist einfach nicht das gleiche wie bei einem Sportereignis im engen Stadtzentrum», bemerkte Pringle. «Das hat sich zu unseren Gunsten ausgewirkt.» Nun kommen die Fans also in Massen.

Von Martin Moravec, dpa