Der Staub des MotoGP-Finales 2025 hatte sich über dem Circuit Ricardo Tormo kaum gelegt, da erwachte das Fahrerlager für den traditionellen Valencia-Nachsaisontest wieder zum Leben den ersten echten Blick darauf, was die MotoGP-Saison 2026 bereithalten könnte.
Und wenn uns dieser einzelne Testtag etwas gelehrt hat, dann, dass die nächste Meisterschaft explosiver denn je werden könnte.
Mit Debüts, aerodynamischen Revolutionen, Last-Minute-Rettungsakten und Rundenzeiten tief in den 1:29ern bot der eintägige Test Drama von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.
Aprilia setzt das erste Ausrufezeichen: Raúl Fernández führt die Zeitenliste an
Nur wenige Tage nach ihrem ersten 1–2-Ergebnis seit 2023 zeigte Aprilia Racing, dass ihre Dominanz beim Valencia-GP kein Zufall war.
Raúl Fernández, der mit wachsendem Selbstvertrauen auf der RS-GP unterwegs war, setzte sich mit einer beeindruckenden 1:29,373 an die Spitze eine Demonstrationsrunde, die das gesamte MotoGP-Feld sofort alarmierte.
Direkt dahinter: Valencia-Sieger Marco Bezzecchi, nur 0,020 Sekunden langsamer, und damit Bestätigung genug, dass Aprilia der frühe Maßstab für 2026 ist.
Jorge Martín: Der amtierende Champion findet sich ein
Frisch gekürt als MotoGP-Weltmeister 2024 und erster unabhängiger Fahrer der modernen Ära, dem dies gelang absolvierte Jorge Martín 52 Runden, während er sich an sein neues Leben als Aprilia-Werkspilot gewöhnt.
Er testete das aktualisierte Chassis, das bereits spät in der Saison 2025 eingesetzt wurde, und zeigte sich optimistisch: stetige Fortschritte über den gesamten Tag hinweg.
Aprilia fuhr ein umfangreiches Testprogramm:
- Neue aerodynamische Elemente
- Elektronik-Evaluierungen
- Validierung von Motorlösungen für 2026 innerhalb der Entwicklungs-Freeze-Regeln
- Feinschliff an der ohnehin starken RS-GP-Basis
Alles deutet darauf hin, dass die Fabrik aus Noale noch lange nicht fertig ist.
Toprak Razgatlıoğlus öffentliches MotoGP-Debüt: ein Showstopper
Eine der großen Storylines in Valencia war das öffentliche MotoGP-Debüt von Toprak Razgatlıoğlu, nun offiziell mit der ikonischen #7 für Yamaha und erstmals auf der lang erwarteten V4-M1.
Nach privaten Runden in Aragón war dies Topraks erster Auftritt mit dem neuen Motorrad vor Kameras, Fans und Konkurrenten. Und er enttäuschte nicht.
- 53 absolvierte Runden
- Schnellste Runde: 1:30,667
- Vor beiden: Alex Rins und Jack Miller
- Abschluss des Tages mit einem typischen Stoppie wie nur Toprak es kann
Die Botschaft war glasklar:
Die V4-Yamaha-Ära hat begonnen, und Toprak will ein gehöriges Ausrufezeichen setzen.
Quartararo führt Yamaha an
Fabio Quartararo beendete den Tag als schnellster Yamaha-Pilot mit einer 1:29,900 auf Platz 5 und zeigte eine vielversprechende Harmonie mit der radikal überarbeiteten M1.
Yamaha kehrt am Mittwoch für einen privaten Test zurück, bei dem Moto2-Talent Sergio García eine verdiente Testfahrt auf der V4-M1 erhält als Belohnung für seinen jüngsten Sieg.
Hondas großer Tag: Diogo Moreira trifft in der MotoGP ein
Für Honda nahm die Zukunft in Valencia eine neue Form an: Diogo Moreira, frisch gebackener Moto2-Weltmeister, gab sein MotoGP-Debüt.
Mit der #11 absolvierte der Brasilianer 57 Runden und fuhr eine beste Zeit von 1:31,197.
Moreira war mit Verkleidungsteilen des HRC-Werksteams unterwegs ein nahezu werksnahes Erlebnis am ersten Tag.
Doch es war Joan Mir, der Honda anführte: mit einer 1:29,872, dem ersten echten Hoffnungsschimmer, dass Hondas langer Wiederaufbau endlich Früchte tragen könnte.
Ducati: Alex Márquez vorne, Rookie Bastianini stark, Drama bei VR46
Die Ducati-Armada war wie gewohnt stark, und Alex Márquez landete als bester Bologna-Pilot auf P3.
Dicht dahinter: Teamkollege Fermín Aldeguer Rookie des Jahres 2025 der zwischendurch sogar auf Bestzeitkurs aussah.
Stattdessen sorgte er für einen der atemberaubendsten Momente des Tages, als er in der letzten Kurve einen spektakulären Save hinlegte.
Bei VR46 ersetzte Celestino Vietti den verletzten Franco Morbidelli auf der Desmosedici und erhielt am Morgen Anleitung von Pecco Bagnaia.
Bagnaia selbst endete als Zehnter mit verbessertem Vertrauen ins Front-End seiner Ducati.
Ducati feiert 100 Jahre
In einem emotionalen Moment enthüllte Ducati zwei Sonderlackierungen zu ihrem hundertjährigen Jubiläum.
Man darf weitere beeindruckende Designs für die Saison 2026 erwarten Ducati plant Großes.
KTM: Pedro Acosta schnell und furchtlos, Binder startet in eine neue Ära
KTMs hellster Stern, Pedro Acosta, war mit Platz 5 ihr schnellster Fahrer.
Sein Tag blieb nicht ohne Drama ein riesiger Rutscher in Kurve 8 schickte ihn durch das Kiesbett, doch in typischer Acosta-Manier blieb er auf dem Bike und fuhr einfach weiter.
Er testete zudem ein neues Aerodynamikpaket, das die RC16 laut seiner Aussage „zu einem kompletteren Motorrad“ macht.
Unterdessen:
- Brad Binder begann die Zusammenarbeit mit Phil Marron, vormals Topraks Crew-Chief in der WSBK
- Enea Bastianini experimentierte mit einer neuen Sitzposition
- Maverick Viñales beendete den Tag auf P6 und verriet, dass er in Gesprächen mit dem dreifachen Weltmeister Jorge Lorenzo über eine Zusammenarbeit für die nächste Saison sei
Eine mögliche Viñales–Lorenzo-Partnerschaft?
MotoGP-Fans, anschnallen.
Der erste Vorgeschmack auf 2026 ist serviert
Mit dem Sonnenuntergang über Valencia packte das Fahrerlager zusammen nach einem Testtag, der einen aufregenden Vorgeschmack auf die Maschinen des kommenden Jahres lieferte.
Und in einer fast poetischen Parallele endete der Test genau wie das Rennwochenende:
Aprilia an der Spitze selbstbewusst, schnell und bereit, um alles zu kämpfen.
Nächster Halt:
Der Sepang-Test im Februar, wo das wahre Wettrüsten für 2026 beginnt.
Bis dahin wird die MotoGP-Welt jede Runde, jedes Upgrade und jeden Hinweis auf das, was kommt, genau analysieren.
